Autor Peter M. Crause
Mikrowelle auf, Gesundheit aus?
Es ist ein langer Arbeitstag gewesen, der Feierabend ruft, der Magen knurrt – und da liegt sie, verführerisch und unkompliziert: die Tiefkühlpizza oder das blitzschnelle Asia-Nudelgericht aus der Mikrowelle. Drei Minuten später steht etwas Warmes auf dem Tisch. Fertiggerichte wirken wie kleine Alltagshelden – schnell, praktisch, bequem. Doch so viel Bequemlichkeit hat ihren Preis. Und der wird oft mit der Gesundheit bezahlt. Viele Fertiggerichte sind wahre Chemie-Cocktails, verpackt in buntem Design. Was auf der Verpackung lecker aussieht, enthält häufig eine Zutatenliste, die länger ist als ein durchschnittlicher Krimi. Ganz vorn mit dabei: Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat (MSG), künstliche Aromen, Emulgatoren, Stabilisatoren und Konservierungsmittel. Diese Stoffe haben in einer frischen Küche kaum etwas verloren, in Fertiggerichten jedoch gehören sie zum Standard. Warum? Weil sie die Haltbarkeit verlängern, Texturen verbessern und vor allem: Geschmack simulieren. Das bedeutet für den Körper eine Menge unnötiger Arbeit. Besonders empfindliche Menschen reagieren auf bestimmte Zusatzstoffe mit Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder sogar Hautausschlägen – das sogenannte China-Restaurant-Syndrom ist nur ein bekanntes Beispiel dafür. Ebenfalls kritisch: der oft viel zu hohe Salzgehalt. Manche Fertiggerichte enthalten mehr als die Hälfte der empfohlenen Tagesmenge an Natrium – in nur einer einzigen Portion! Ein übermäßiger Salzkonsum kann den Blutdruck in die Höhe treiben und das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen deutlich erhöhen. Der Körper benötigt zwar etwas Salz, doch Fertiggerichte überschreiten diese Menge oft spielend – ohne dass man es beim Essen merkt. Doch es bleibt nicht beim Salz. Versteckte Zucker sind ein weiteres Problem, das viele unterschätzen. Selbst in herzhaften Gerichten wie Lasagne, Pizza oder Curry findet sich Zucker – mal als Glukosesirup, mal als Dextrose, mal als „karamellisierter Zucker“, der besonders unauffällig klingt. Die Folge? Ein ständig schwankender Blutzuckerspiegel, Heißhunger und langfristig ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes und sogar Fettleber – selbst bei Menschen, die kaum Alkohol trinken. Und dann ist da noch das Fett. Fertiggerichte setzen oft auf billige, industriell gehärtete Fette – sogenannte Transfette. Diese erhöhen den Anteil an „schlechtem“ LDL-Cholesterin im Blut und senken gleichzeitig das „gute“ HDL-Cholesterin. Die Konsequenz: Das Risiko für Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar bestimmte Krebserkrankungen steigt.
Muss doch gut sein, oder?
Auch die angeblich „gesunden“ Varianten – etwa Diätprodukte oder Light-Gerichte – sind nicht immer besser. Sie verzichten zwar oft auf Fett oder Zucker, ersetzen diese jedoch durch künstliche Süßstoffe oder Stoffe mit hohem Sättigungsversprechen wie Carrageen oder modifizierte Stärke. Letztere belasten nicht nur die Verdauung, sondern können auch das natürliche Hungergefühl aus dem Gleichgewicht bringen – mit dem Ergebnis, dass man später mehr isst, als man eigentlich wollte. Fertiggerichte bieten also ein komplexes Problem: Sie sehen praktisch aus, sind geschmacklich oft auf Hochglanz poliert, enthalten aber wenig Nährstoffe und viele Stoffe, die dem Körper langfristig schaden können. Die Folgen schleichen sich leise ein – über Jahre hinweg. Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Gewichtszunahme, Verdauungsstörungen und ein geschwächtes Immunsystem sind oft die ersten Warnzeichen. Doch keine Sorge: Die gute Nachricht lautet, dass man sich auch mit wenig Zeit gesund und lecker ernähren kann – ohne Masterchef zu sein. Eine schnelle Gemüsepfanne mit Reis, ein Linsensalat mit frischen Kräutern oder ein einfaches Ofengemüse mit Feta sind in 15 bis 20 Minuten fertig. Meal Prep, also das gezielte Vorkochen für mehrere Tage, ist eine clevere Methode, dem Fertigessen zu entkommen – ohne Stress. Und das Beste: Wer einmal den Unterschied zwischen echtem, frischem Geschmack und aromatisch aufpolierten Fertiggerichten erlebt hat, will meist freiwillig nicht zurück in die Welt der Glutamat-Träume. Also: Lassen Sie die Mikrowelle ruhig mal Pause machen – Ihr Körper wird es Ihnen danken. Nicht sofort, aber auf lange Sicht, mit mehr Energie, besserem Wohlbefinden und einem gesunden Bauchgefühl. Ganz ohne Zusatzstoffe.