Autor Peter M. Crause
Achalasie
Achalasie bezeichnet eine Erkrankung, bei der der untere Speiseröhrenschließmuskel, der Eingang zum Magen, nicht richtig öffnet und auch die Muskulatur der Speiseröhre in ihrer Beweglichkeit gestört ist. So wird etwa alltägliches Essen für Betroffene oft zur Belastung. Es ist ein eher seltenes Krankheitsbild. Von 100.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr ein bis drei Frauen oder Männer neu daran. Die Erkrankung trifft Frauen und Männer ungefähr gleich häufig und in fast allen Altersgruppen; die Spitze bildet der Altersbereich zwischen 30 und 50 Jahren. Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist das führende Forschungszentrum in Europa, an dem die Daten des weltweit größten Achalasie-Kollektivs mit über 3000 Patienten in einer Studie zusammenlaufen. Hier werden seit dem Jahr 2017 erfolgreich Roboter-OPs bei Achalasie mit dem „da Vinci-Operationssystem“ umgesetzt.
So zeigt sich die Krankheit
Bei Menschen mit Achalasie ist die Muskulatur der unteren Speiseröhre geschwächt und der Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre, der den Durchtritt von Nahrungsmitteln in den Magen kontrolliert, öffnet sich nicht ordnungsgemäß. Dadurch kommt es zu einer Störung des Nahrungstransports und einem gestörten Schluckvorgang. Die genaue Ursache von Achalasie ist bisher nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Muskulatur der Speiseröhre angreift. Es gibt auch genetische und Umweltfaktoren, die das Risiko für Achalasie erhöhen können. Die Symptome von Achalasie können unterschiedlich sein, aber die häufigsten sind Schluckbeschwerden, retrosternale Schmerzen (Schmerzen hinter dem Brustbein) und Regurgitation (das Zurückfließen von unverdauten Nahrungsmitteln oder Flüssigkeiten). Gewichtsverlust kann auch auftreten, da Patienten aufgrund der Schwierigkeiten beim Schlucken dazu neigen, kleinere Nahrungsmengen zu sich zu nehmen. Die Diagnose von Achalasie beinhaltet in der Regel eine Kombination aus medizinischer Anamnese, körperlicher Untersuchung, bildgebenden Verfahren wie einer Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel oder einer Endoskopie sowie Funktionsuntersuchungen wie einer Manometrie, bei der der Druck in der Speiseröhre gemessen wird. Schwierig ist die Diagnose ausschließlich über eine Magenspiegelung, denn bei einer solchen müssen Patienten „nüchtern“ erscheinen. In diesem Stadium aber zeigt sich der Zustand der Speiseröhre oftmals unauffällig.
Behandlung
Die Behandlung von Achalasie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und den Nahrungstransport zu verbessern. Dies kann durch die Verwendung von Medikamenten – etwa Medikamente, die den unteren Schließmuskel entspannen –, oder durch endoskopische Verfahren wie einer Aufdehnung oder mit Botox-Injektionen erreicht werden. In einigen Fällen kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, bei der der Schließmuskel operativ durchtrennt wird. Bei einer Myotomie an der Speiseröhre müssen dünne, zirkulare Muskelstränge über eine Länge von sieben Zentimetern operativ aufgespalten werden – eine Herausforderung für den Operateur. Bleiben einzelne Muskelstränge stehen, kann das zu Komplikationen führen. Genau an dieser Stelle führt das Robotersystem „da Vinci“ in Leipzig zu erfolgreichen Operationsverläufen. Das System besteht aus mehreren Roboterarmen für Instrumente plus einem Kamera-Arm. Sie sind wesentlich beweglicher als die menschliche Hand, gerade in engen Körperräumen. Der Operateur sitzt ruhig und entspannt, die Sicht auf Organe und Instrumente am Bildschirm ist dank zwölffacher Vergrößerung und 3D wesentlich verbessert. Dank dieser Methode kann der Chirurg einzelne Fasern nun besser erkennen und effektiver durchtrennen. Die Prognose für Menschen mit Achalasie hängt von verschiedenen Faktoren ab wie dem Schweregrad der Erkrankung und dem Ansprechen auf die Behandlung. Mit einer angemessenen Behandlung können die meisten Menschen mit Achalasie eine Verbesserung der Symptome und eine bessere Lebensqualität erreichen. Es ist jedoch wichtig, die Erkrankung regelmäßig zu überwachen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen, um Komplikationen zu vermeiden.