Autorin Anne Klein

Der ewige Heuschnupfen

Die Birken blühen zuerst, dann folgen Erlen, Eschen und Haseln. Was vielen Naturliebhabern das Herz aufgehen lässt, ist für Allergiker ein alljährlich wiederkehrender Albtraum: Ihre Nase läuft permanent, die Augen tränen, unangenehmer Husten reizt die Bronchien. Und es trifft mehr Menschen, als man denkt. So leiden nach Erkenntnissen des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) etwa 16 Prozent der Deutschen unter Heuschnupfen, wie die Pollenallergie im Volksmund heißt. Nach den blühenden Bäumen folgen bald die Gräser, inzwischen haben wir fast das ganze Jahr Pollensaison. Weil sich die Witterung durch den Klimawandel verändert, leiden immer mehr Allergiker stärker und länger. Denn die Zeiten, in denen die Nase tropft und die Augen tränen, beginnen immer früher. Experten rechnen damit, dass Pflanzen aus dem südlichen Vegetationsraum auch im wärmer werdenden Norden eine Heimat finden und die Allergiker plagen könnten. Ein Beispiel hierfür ist die beifußblättrige Ambrosia (Traubenkraut), deren Pollen nach Angaben der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft besonders stark allergieauslösend sind. Steigende Temperaturen könnten die Ausbreitung dieser Pflanze fördern, die in den 70er Jahren durch Saatgut aus den USA eingeschleppt wurde und deren Samen sich vermutlich über Vogelfutter verbreiten. In Frankreich und Italien sind Ambrosia-Allergien bereits zu einem massiven Problem geworden.

So hilft der Arzt

Das Grundprinzip lautet: Meiden Sie den Auslöser. Doch das ist oft einfacher gesagt als getan. Ein Allergologe sollte gerade in schweren Fällen hinzugezogen werden, bevor es zu allergischem Asthma oder anderen chronischen Erkrankungen kommt. Er entscheidet über Medikamente oder gar eine Immuntherapie bzw. Hypersensibilisierung. Dabei wird das Immunsystem über eine längere Zeit mit einer langsam steigenden Dosis an Allergieauslösern bombardiert und somit daran gewöhnt.

Die 4-Wochen-Therapie: Die Hyposensibilisierung, wie die Behandlung früher hieß, zielt darauf ab, das Immunsystem mit denjenigen Pollenbestandteilen vertraut zu machen, die die Al-lergiesymptome auslösen. Dazu spritzt der Arzt bei der Kurzzeittherapie einen verdünnten Pollenextrakt ein- bis zweimal wöchentlich in seiner Praxis unter die Haut. Insgesamt dauert diese „Aufdosierungsphase“ vier Wochen.
Die 5-Tage-Therapie: Bei den „Rush-“ bzw. „Cluster-Immuntherapien“ bekommen Patienten vier oder mehr Allergenspritzen täglich, um die Abwehr so fix wie möglich an die Allergieauslöser zu gewöhnen. Im schnellsten Fall dauert die Grundtherapie dann nur ein bis fünf Tage.
Die Pille gegen Pollen: Wer speziell auf die Pollen von Gräsern überempfindlich reagiert, dem bietet sich eine bequeme Alternative zur Injektionskur: eine Impftablette (rezeptpflichtig). Das Lutsch-Präparat wird täglich und über einige Jahre eingenommen. Gerade Kindern kann man so den unangenehmen Piks mit der Nadel ersparen. Das leichte Kribbeln im Mund ist normal. Je eher die Therapie beginnt, desto besser die Wirkung schon in der ersten Saison. Dass diese Grastablette hilft, gilt inzwischen als erwiesen.

Schnelle Hilfe aus der Apotheke

Bei allergischem Schnupfen (Rhinitis), wie zum Beispiel Heuschnupfen, helfen neben Allergietabletten spezielle Nasensprays, welche direkt an den Schleimhäuten wirken. Im Gegensatz zu Schnupfen-Nasensprays, die einen schleimhautabschwellenden Wirkstoff verwenden, enthalten Allergie-Nasensprays andere Wirkstoffe, wie zum Beispiel Antihistaminika (Levocabastin, Azelastin) oder Mastzellstabilisatoren (Cromoglicinsäure). Diese Wirkstoffe verhindern entweder die Bindung des Histamins an die Histamin-Bindungsstellen (Antihistaminika) oder die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen (Mastzellstabilisatoren). In beiden Fällen kann eine allergische, durch das Histamin ausgelöste Reaktion verhindert werden. Durch die lokale Anwendung direkt an den Schleimhäuten tritt die Wirkung schon nach etwa 15 Minuten ein. Antiallergische Nasensprays sind zudem für den Allergiker schonend, weil die Medikamente direkt am Ort des Geschehens wirken und dadurch nur sehr geringe Wirkstoffmengen in die Blutbahn gelangen. Im Gegensatz zu abschwellenden Nasensprays tritt auch bei einer länger andauernden Anwendung kein Gewöhnungseffekt auf. Die abschwellenden Wirkstoffe sind nämlich für das Austrockenen der Nasenschleimhaut verantwortlich. Dies führt zu einem reaktiven Anschwellen der Nasenschleimhaut (dem sogenannten Rebound-Effekt), was eine Gewöhnung an das Präparat bedeutet.