Autor Peter M. Crause
Eingeengter Nerv
Wenn es ständig in den Fingern kribbelt, sie taub wirken und auch das Greifen Mühe macht, dann kann dies vom Karpaltunnelsyndrom herrühren. Ganz typisch für diese Erkrankung ist der Verlauf, also zuerst dieses Kribbeln und später dann das Verlorengehen des Tastgefühls und der Greiffähigkeit – am Ende kann dann auch die Funktion der gesamten Hand eingeschränkt sein. Berufsgruppen wie beispielsweise Reinigungskräfte oder auch Zahnärzte und jede Art von Berufen, bei denen Menschen mit der Hand Maschinen und Geräte über einen täglich langen Zeitraum bedienen, können das Krankheitsbild verursachen und verstärken. Auch Schwangere sind davon öfter betroffen. Bei ihnen ist es die hormonelle Situation, welche zu Schwellungen des Mediannervs im Handgelenkbereich führen kann. Dieser Zustand ist allerdings nur vorübergehend, daher ist eine konservative Therapie in diesen Fällen ausreichend. Zentral für die Krankheit ist die Verletzung des Mediannervs. Dieser verläuft innerhalb des Karpaltunnels durch den Unterarm und das Handgelenk zur Hand.
Der Karpaltunnel selbst ist ein röhrenartiges Gebilde, das sich auf der Handflächenseite befindet. Durch ihn verlaufen neben dem Mediannerv noch die neun Beugesehnen der Finger. Verletzungen an diesem Nerv können die Funktion der Finger beeinträchtigen. Die Ursachen dafür sind vielfältig, allerdings geht es stets um Arbeiten, bei denen das Handgelenk intensiv gestreckt oder gebeugt wird; dies wiederholend und lang anhaltend. Auch wenn die Ursachen stark variieren, so gibt es doch typische Auslöser. Viele Menschen beispielsweise besitzen ganz natürlich eher eng gebaute Karpaltunnel. In diesen Fällen ist eine Schädigung durch starke Beanspruchung der Hände noch schneller gegeben. Weiterhin kann das Syndrom auch – wie bereits beschrieben – nach oder während einer Schwangerschaft entstehen, bei Nierenschädigungen, Diabetes mellitus, einer Schilddrüsenunterfunktion oder auch bei Alkoholmissbrauch oder zu großem venösen Druck. Daneben tritt das Karpaltunnelsyndrom zumeist in dem Altersbereich zwischen 40 und 70 Jahren auf.
Diagnose
Die üblichen Verfahren der Diagnose sind die Untersuchung der Daumenballenmuskulatur, des Empfindungssinns der Handinnenflächen sowie des Greif- und Tastsinns. Weiterhin wird der Hoffmann-Tinel-Test angewendet, der beim Abklopfen auf den Karpaltunnel Schmerzen verursacht sowie der Phalen-Test, welche die Schmerzen bei Handgelenkbeugung abfragt. Will man absolut exakt diagnostizieren, dann kommt die Elektroneurografie (ENG) zum Einsatz. Dabei werden die elektrischen Reize gemessen, die vom Mediannerv zu den Muskeln geleitet werden. Sind die Schmerzen noch gering bis mittelschwer, wird Ihr Arzt sehr wahrscheinlich zu einer konservativen Methode der Therapie raten. Dabei wird über eine Schiene das Handgelenk ruhig gestellt und entzündungshemmende Präparate und auch Kortison können zusätzlich zum Einsatz kommen. Die operative Variante wird immer dann eingesetzt, wenn konservativ nicht mehr zu therapieren ist und die Schmerzen für die Betroffenen zu stark werden. Hierbei wird der Karpaltunnel geweitet, indem Gewebe, welches den Nerv einengt, entfernt wird. Vorbeugen im klassischen Sinne lässt sich bei diesem Syndrom nicht, achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und reagieren Sie rechtzeitig. Darüber hinaus gönnen Sie Ihren Händen regelmäßige Ruhe und benutzen Sie, so vorhanden, ergonomische Maschinen und Geräte.
Gerade, wenn Schmerzen das erste Mal oder sich nur vereinzelt wiederholen, sind Methoden der Physiotherapie wirkungsvoll. Bewegungen aller Gelenke und Dehnung aller Muskeln rund um die Hand spielen eine große Rolle. Etwa mittels Therabändern. Diese gehören schon sehr lange zu den Behandlungsmitteln, die in der Physiotherapie eingesetzt werden. Sie bestehen zu 100 Prozent aus Latex, was sie besonders elastisch und belastbar macht. Durch verschiedene Übungen können die Bänder die Skelett- und Rückenmuskulatur entscheidend stärken und die Auswirkungen monotoner Belastungen reduzieren. Gleichzeitig ist das Theraband ein ideales Fitnessgerät für zu Hause und unterwegs. Es lässt sich leicht verstauen und ist jederzeit verfügbar. Und wenn Sie tagtäglich mit dem Computer arbeiten, finden Sie beispielsweise im Internet viele Tipps, wie Sie mit kurzen Dehn- und Bewegungsprogrammen für zwischendurch Ihren Karpaltunnel entlasten. Immer aber gilt: Ein ergonomisch ausgerichteter Arbeitsplatz ist wesentlich. Sollten sich die Schmerzen dagegen häufig einstellen, gehen Sie unbedingt zu einem Arzt.