Autor: Peter M. Crause

Eingeschlafene Hände

Eingeschlafene Hände, auch bekannt als „Kribbeln“ oder „Taubheitsgefühl“, sind ein Symptom, das viele Menschen kennen. Oft tritt es auf, wenn wir eine ungünstige Körperhaltung einnehmen und dadurch die Nerven in den Händen oder Armen abgedrückt werden. In den meisten Fällen handelt es sich um ein vorübergehendes und harmloses Phänomen, das nach einer Positionsänderung wieder verschwindet. Doch wenn das Kribbeln häufiger auftritt, nicht schnell nachlässt oder von anderen Symptomen begleitet wird, kann es ein Warnsignal für ernstere Erkrankungen sein. Die Hauptursache für eingeschlafene Hände ist die Beeinträchtigung der Nervenversorgung. Dies kann etwa durch Druck auf einen Nerv oder eine schlechte Durchblutung verursacht werden. Ein klassisches Beispiel dafür ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird der Mediannerv, der durch den Karpaltunnel im Handgelenk verläuft, eingeengt. Dies führt oft zu nächtlichem Kribbeln, das sich bis in die Finger ausbreiten kann. Wenn das Karpaltunnelsyndrom unbehandelt bleibt, kann es zu dauerhaften Schäden wie Muskelschwund oder Gefühlsverlust in den Fingern kommen. Doch nicht nur lokale Nervenprobleme können zu eingeschlafenen Händen führen. Auch systemische Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen, können solche Symptome hervorrufen. Eine der häufigsten Ursachen ist Diabetes mellitus. Bei schlecht eingestelltem Blutzucker kann es zu einer diabetischen Neuropathie kommen, bei der die Nerven im gesamten Körper geschädigt werden. Das Kribbeln oder Taubheitsgefühl tritt dabei oft in den Extremitäten auf und wird als „Handschuh-Socken-Syndrom“ bezeichnet, da die Symptome in diesen Bereichen besonders stark sind. Auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) können sich durch Taubheitsgefühle in den Händen äußern. Bei MS greift das Immunsystem die Myelinscheiden der Nerven an, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann. Eingeschlafene Hände sind dabei ein Frühwarnzeichen, insbesondere wenn sie mit anderen neurologischen Symptomen wie Sehstörungen, Muskelschwäche oder Koordinationsstörungen einhergehen. Die Symptome können in allen Altersgruppen auftreten, doch es gibt bestimmte Altersklassen, die häufiger betroffen sind. Welche Altersgruppe am meisten leidet, hängt dabei von den spezifischen Ursachen des Symptoms ab. Bei jüngeren Menschen treten eingeschlafene Hände oft durch vorübergehende mechanische Ursachen auf wie eine ungünstige Schlafposition oder repetitive Belastungen, zum Beispiel durch übermäßige Nutzung von Computern oder Smartphones. Menschen im mittleren und höheren Alter leiden jedoch häufiger unter eingeschlafenen Händen aufgrund von degenerativen oder chronischen Erkrankungen. Frauen sind tendenziell häufiger betroffen als Männer, vorwiegend während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, da hormonelle Veränderungen Wassereinlagerungen und damit Druck auf die Nerven im Karpaltunnel fördern können. In höherem Alter, ab etwa 60 Jahren, häufen sich zudem systemische Ursachen wie Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen, die zu einer peripheren Neuropathie führen können.

Ernährung

Ein weiterer Faktor, der zu eingeschlafenen Händen führen kann, ist ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, hauptsächlich Vitamin B12. Vitamin B12 ist entscheidend für die Gesundheit der Nerven. Ein Mangel kann zu einer Nervenschädigung führen, die sich durch Kribbeln, Taubheit und sogar durch Gedächtnisstörungen bemerkbar machen kann. Menschen mit einer veganen Ernährung oder einer Malabsorptionsstörung sind besonders gefährdet für einen Vitamin-B12-Mangel. Herz-Kreislauf-Probleme, insbesondere Durchblutungsstörungen, können ebenfalls hinter eingeschlafenen Händen stecken. Eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), bei der die Blutgefäße in den Extremitäten verengt sind, kann zu einer schlechten Sauerstoffversorgung der Nerven führen. Dies verursacht Taubheitsgefühle, besonders in den Händen und Füßen. Auch ein Schlaganfall kann sich durch plötzliches Taubheitsgefühl in einer Körperhälfte äußern und sollte daher niemals ignoriert werden. Schließlich können psychische Faktoren, speziell Stress und Angst, ebenfalls Taubheitsgefühle auslösen. Viele Menschen erleben während einer Panikattacke ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen oder anderen Körperteilen. Dies wird durch eine veränderte Atmung und eine erhöhte Muskelspannung verursacht. Auch chronischer Stress kann zu Muskelverspannungen und damit zu einem Druck auf die Nerven führen. Unser Fazit: Eingeschlafene Hände sind in den meisten Fällen harmlos, hauptsächlich, wenn sie nur gelegentlich auftreten und nach kurzer Zeit von selbst wieder verschwinden. Treten sie jedoch häufiger oder zusammen mit anderen Symptomen auf, sollten sie als Warnsignal verstanden werden.