Eisbaden

Was hierzulande noch für Kopfschütteln sorgt, hat in Skandinavien eine lange Tradition. Eisbaden ist im hohen Norden durchaus beliebt, kein Wunder, gilt es doch als gesund. Aber was geschieht im Körper, wenn wir uns bei Minusgraden ins kalte Nass stürzen. Ist das nicht gefährlich? In Russland hat das Eisbaden eine langjährige Tradition der russisch-orthodoxen Kirche. Jedes Jahr am 19.Januar wird die Taufe Jesu zelebriert. Zu diesem Anlass finden in verschiedenen Teilen von Russland Gottesdienste im Freien statt. Das Eisbaden soll das Gewissen reinigen und vor Krankheiten und bösen Geistern schützen. Nicht alle Teilnehmer haben jedoch eine religiöse Motivation. Vielmehr hat sich das Eisbaden zu einem Trend und Freizeitvergnügen entwickelt.
In Deutschland gibt es 2.000 bis 3.000 bekennende Eisbader, das ist nun wahrlich keine Massensportart. Dennoch wird das Eisbaden im Zuge der Wellness- und Freizeitorientierung und nicht zu vergessen wegen der geschlossenen Schwimmbäder im Lockdown zum Trend.

Was passiert dabei im Körper?

Eisbader treffen sich in Kleingruppen, bringen gemeinsam ihren Kreislauf in Schwung, bevor sie schließlich die Hüllen fallen lassen. Je nach eigenem Körpergefühl bleiben sie zwischen einigen Sekunden und fünf Minuten im Wasser. Die Saison des Eisbadens beginnt schon im Frühherbst, sodass schon früh mit dem Training für die richtig kalten Temperaturen begonnen werden kann.

In den ersten Sekunden, in denen der Körper im Eiswasser ist, erfährt er einen intensiven Temperaturreiz. Die Hauttemperatur sinkt drastisch, während die Kerntemperatur zunächst wenig betroffen ist. Nun beginnt der Körper auf die neue Situation zu reagieren. Er wandelt Energie, die er in Form von Kohlenhydraten gespeichert hat, in Wärmeenergie um. Durch die verstärkte Produktion von Wärme weiten sich die Gefäße, die sich nach den ersten Sekunden abrupt zusammengezogen hatten. Dies führt zu einer Verbesserung der Blutzirkulation und somit zu einer Stabilisierung des Kreislaufs.
Mediziner nehmen an, dass Eisbaden das Immunsystem stärkt und der Körper somit weniger anfällig für Infektionen ist. Regeneriert sich der Körper nach dem Bad wieder, empfinden die meisten Wohlbefinden und ein erhöhtes Lebensgefühl.

Welche Effekte hat das Eisbaden?

Eine finnische Studie hat den Effekt von Eisbaden näher untersucht mit dem Ergebnis: Winterschwimmen verbessert das allgemeine Wohlbefinden.
49 Winterschwimmer und 33 Nicht- (Winter)Schwimmer nahmen an den Untersuchungen teil. Die beiden Gruppen wurden innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten – von Oktober bis Januar – mehrmals nach ihrem Befinden und der Sportlichkeit gefragt, um Vergleichswerte zu schaffen. Die Gruppe mit den Winterschwimmern ging durchschnittlich viermal die Woche Eisbaden. Die Hälfte der Teilnehmer beider Gruppen betrieben jeweils andere Sportarten.
Zu Beginn der Untersuchung waren laut den Wissenschaftlern noch keine großen Unterschiede bei den Gruppen zu bemerken. Mit der Zeit wurde jedoch deutlich, dass bei den Schwimmern die allgemeine Anspannung sank und sie weniger mit Müdigkeit zu kämpfen hatten. Zudem besserten sich bei ihnen ihre Stimmung und sogar das Gedächtnis deutlich. Aber auch gegen Asthma scheint Eisbaden gut zu sein. Alle, die unter der Gruppe der Schwimmer zuvor an Asthma oder Rheuma litten, berichteten von einem deutlichen Rückgang der Beschwerden.
Eisbaden ist also gut für Immunsystem, Psyche, Herz-Kreislaufsystem und den Hormonhaushalt. Aber aufgepasst: Ungefährlich ist das Plantschen im eisig-kalten Wasser keineswegs.

Nicht ohne Risiken

Eisbaden ist nicht unbedenklich. Untrainierte und Unerfahrene sollten sich langsam an die kühlen Temperaturen herantasten. Dies könnte zum Beispiel mit Wechselduschen oder Kneipp-Bädern geschehen. Man sollte nie allein, sondern immer in Gruppen baden gehen. Immerhin besteht die Gefahr, dass der Eisbader einen lebensgefährlichen Kälteschock erleiden könnte. Da besonders Hände und Füße schnell an Körperwärme verlieren, sollte man seine Hände beim Baden in die Luft halten. Füße kann man leicht mit Neoprensocken schützen. Während man im Wasser ist, sollte man vermeiden, den Kopf und die Haare unter Wasser zu tauchen. Die Badezeit sollte nicht länger als fünf Minuten betragen, da ansonsten die Gefahr einer Unterkühlung zu groß wäre. Nach dem Eisbad sollte sofort warme Kleidung angezogen werden. Sport und körperliche Betätigung wird nicht empfohlen. Dem Körper sollte Zeit zur Regeneration gegeben werden. Menschen mit körperlichen Beschwerden sollten grundsätzlich das Eisbaden mit dem Arzt absprechen.

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