Autor Peter M. Crause

Ernährung im Urlaub

Der Magen rebelliert, eine Reisediarrhö ist im Anmarsch. Sie ist eine Infektionskrankheit des Darmes, wird durch Toxine verschiedener Bakterien verursacht, tritt meist in den ersten Tagen einer Reise auf und dauert zwei bis drei Tage an. Beliebte Bakterienregionen sind die Tropen, Asien und auch die gemäßigten Temperaturzonen. Gerade hier ist die Reisediarrhö die häufigste Reisekrankheit überhaupt. Grund: zumeist niedrige Hygienestandards in den Urlaubsländern. Zwischen 30 und 50 Prozent aller Reisenden, die ihren Urlaub in Entwicklungsgebieten verbringen, sind irgendwann im Laufe ihres Aufenthalts davon betroffen. In den meisten Fällen verläuft die Reisediarrhö harmlos und die Beschwerden klingen bei etwa 90 Prozent der Betroffenen nach einigen Tagen komplikationslos ab. Aber immerhin 20 bis 30 Prozent der Erkrankten müssen dann doch den Liegestuhl mit dem Hotelbett tauschen.

Und warum gerade im Urlaub?

Der menschliche Darm wird von verschiedenen Bakterien besiedelt, die die normale Darmflora bilden. Diese Darmflora befindet sich so lange in einem Gleichgewicht, bis sie im Urlaubsland durch die Aufnahme von „fremden“ Bakterien gestört wird. Die Einheimischen sind dabei gegen diese Bakterien größtenteils immun und erkranken daher nicht. Die mit Abstand häufigsten Erreger des Reisedurchfalls sind sogenannte enterotoxinbildende Stämme des Bakteriums Escherichia coli (ETEC). Escherichia coli schütten im Darm der infizierten Personen bestimmte Giftstoffe aus. Diese wiederum bewirken eine erhöhte Elektrolyt- und Wasserausscheidung über die Darmwand. Die Folge: wässriger Durchfall. Wie aber ernährt man sich im Urlaub richtig? Die wichtigsten Tipps sind: Getränke nur aus verschlossenen Originalflaschen und ohne Eiswürfel konsumieren. Milch und Milchprodukte sowie Speiseeis, kalte Soßen, Mayonnaisen, Salate, rohes Gemüse und ungeschältes Obst sollten nicht gegessen werden. Ebenso Finger weg von rohen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten. Kalte Buffets sind tabu. Zähneputzen nur mit Trinkwasser. Als goldene Regel gilt: „Cook it, boil it, peel it or forget it!“ Das bedeutet auf Deutsch, dass Nahrungsmittel entweder vor dem Verzehr gekocht, gebraten und/oder geschält werden sollten; ansonsten lieber die Finger davon lassen. Wer diese Regel beherzigt, ist zwar nicht 100 % sicher vor der Reisediarrhö, aber das Risiko lässt sich so um ein Vielfaches senken. Guter Schutz beginnt aber auch bereits vor der Reise.

So können Sie Ihren Darm bei bester Gesundheit halten, um ihn so seiner neuen „Umgebung“ gestärkt auszusetzen. Wenige Tage vor Reiseantritt genommen, und mehrere Tage darüber hinaus, können sogenannte Symbiotika helfen. Diese unterstützen die Darmflora, sanieren diese oder lassen sie erst gar nicht zu Schaden kommen. Dabei kombinieren sie die Vorteile von Pro- und Präbiotika. Probiotika sind lebende und vermehrungsfähige Milchsäurebakterien – meist Bifidobakterien und Laktobazillen – welche das Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm verbessern. Das heißt, sie können krankheitserregende Keime verdrängen, Giftstoffe unschädlich machen und somit gesundheitsfördernd wirken. Präbiotika hingegen sind unverdauliche Kohlenhydrate in Lebensmitteln, die Ballaststoffe, welche unseren „guten“ Darmbakterien als Nahrung dienen. Sie fördern das Wachstum dieser Bakterien und verhindern somit gleichzeitig das übermäßige Wachstum der „schlechten“ Bakterien. Wenn die Reisediarrhö doch zuschlägt, ist die wichtigste Maßnahme eine rechtzeitige und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, denn der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust aufgrund von Durchfall und Erbrechen kann zu Austrocknung und Kreislaufschwäche bis hin zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch führen. Ihre Apotheke hilft beim Vorbeugen. Dort sind pulverförmige Fertigpräparate mit der passenden Zucker-Mineralsalz-Mischung erhältlich, die im Urlaubsland in Trinkwasser aufgelöst werden.

Bei Kindern unter zwei Jahren sowie älteren Menschen ist besondere Vorsicht geboten. Benutzen Sie ausschließlich Fertigpräparate aus der Apotheke und suchen Sie frühzeitig einen Arzt auf. In der akuten Phase können dann Peristaltikhemmer die gesteigerte Darmtätigkeit bremsen und damit den Stuhldrang vermindern. Weitere Mittel, die Aktivkohle, Tannalbumin, Pektin oder Kaolin enthalten, binden wirksam viele Gift- und Entzündungsstoffe. Weiterhin helfen Probiotika, das Gleichgewicht der Darmflora nach einer Infektion wiederherzustellen. Bei Reisen in entlegene Gebiete empfiehlt sich die Mitnahme von Antibiotika. Apropos Antibiotika: Weil gerade der Einsatz solcher Medikamente den Darm enorm belastet, sind auch hier Symbiotika sinnvoll, um die Darmflora während der Einnahme und danach wieder in ein Gleichgewicht