Autor: Peter M. Crause

Falsches Schuhwerk

Gerade bei Kindern sieht man es sofort: Da finden sich Schuhe an den Füßen, die entweder viel zu klein sind oder auf „Wachstum“ gekauft wurden. Gerade das aber ist für die Entwicklung der Kinderfüße absolutes Gift. Als vor einigen Jahren eine Studie der Betriebskrankenkasse publik wurde, staunten viele Eltern nicht schlecht. Fast zwei Drittel der untersuchten Kinder trug damals nicht die richtigen Schuhe; entweder waren sie zu groß, oder zu klein oder auch zu eng. Das führt bei fast einem Viertel zu Druckstellen, zu Schwielen und anderem. Und sogar mehr als 10 Prozent der Kinderfüße waren so mitgenommen, dass diese in medizinische Behandlung mussten. Was damals erschreckend war, würde heute mit Sicherheit ähnliche Ergebnisse ans Tageslicht bringen, denn immer noch ist das Schuhwerk der lieben Kleinen so gar nicht richtig ausgewählt.

Richtige Auswahl

Wer für sein Kind die richtigen Schuhe sucht, sollte einige einfache Regeln beachten. Gelingt dies, dann dürften irgendwann in der Zukunft solche Zahlen besser werden: Nahezu 100 % aller Neugeborenen kommen mit gesunden Füßen auf die Welt, werden aus ihnen Erwachsene, dann haben nur noch 40 %
von ihnen gesunde Füße. Was also ist zu tun? Bedenken Sie, dass sich das Wachstum Ihrer Kinder in Schüben den Weg bahnt. Nicht Tag für Tag ein wenig, sondern mehrfache Entwicklungsschübe mit starken Ausschlägen bestimmen das Wachstum. Abgeschlossen wird dieser Prozess vollkommen unterschiedlich und individuell, die Regel ist aber, dass Mädchen etwa mit 14 ihren Wachstumsprozess im Prinzip beenden und Jungs mit 15. Und bis zu diesem Alter kann man eine Menge falsch machen, was dann sogar zu Gelenkproblemen oder Muskel- und Durchblutungsstörungen schon in jungen Jahren führen kann – von den leider üblichen Senk-, Spreiz- oder Plattfüßen ganz zu schweigen. Haben Sie einen weichen und biegsamen Schuh gefunden, dann sehen Sie sich die Sohle an: Diese muss rutschfest sein, schließlich soll der Schuh Ihr Kind auch schützen. Je nach Jahreszeit ist das Obermaterial immer eine Diskussion. Grundsätzlich sollte es leicht und luftdurchlässig sein, aber auch wasserabweisende oder gar -dichte Winterschuhe gibt es heutzutage mit einer Funktionsmembran. Eine Schicht, die Wasser vom Fuß fernhält und gleichzeitig die heiße Luft und die Feuchtigkeit im Schuh nach außen transportiert. Nicht jede Funktionsmembran funktioniert aber auch so, wie man sich das denkt. Daher ist es manchmal besser, wenn der Schuh nicht ganz wasserdicht, dafür aber atmungsaktiver ist. Denn wenn kein Wasser hereinkommt, aber auch keine Feuchtigkeit heraus, stehen die Kinder nach einer Weile ebenso im „Wasser“, als hätte der Schuh keinen Schutz vor Wasser. Auch auf das Gewicht sollten Sie achten. Ist der Schuh ein wahrer „Klotz am Bein“, geht dies auf die Gelenke und die Wirbelsäule. Viele Schuhe besitzen auch eine festere Kappe. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch orthopädisch sinnvoll. Zum einen kann damit das Rutschauto brachial angeschoben und abgebremst werden, ohne dass die Schuhe sofort auseinanderfallen, und zum anderen stabilisiert diese das Fußlängsgewölbe.

Große Probleme

Sind die Füße ausgewachsen, dann steht bei Erwachsenen vielfach die Optik im Vordergrund. Hauptsache schön. Dass man sich so aber orthopädische Probleme anläuft, interessiert erst, wenn es meist schon zu spät ist. Gerade Frauen können von exzessiven High-Heels-Vorlieben später das sprichwörtliche Lied singen. Andersherum ziehen sich Männer abseits von Büroarbeit oft schwere Outdoor-Schuhe an, als ob es gilt, einen Achttausender zu besteigen. Bedenken wir: Unsere Füße sind darauf ausgelegt, das Körpergewicht bei jedem Schritt abzufedern. Werden Schuhe getragen, die eine zu starke Unterstützung des Fußgewölbes geben, wird der natürliche Knick und die Senkung des Fußgewölbes unterbunden. Die Fußmuskulatur, die diese Aufgabe eigentlich übernimmt, wird dadurch geschont und geschwächt. Viele Fehlstellungen der Hüfte oder auch Rückenbeschwerden stehen im Kontext der Füße. Wenn die Füße zu schwach oder unterschiedlich stark muskulär ausgebildet sind, werden unbewusst Ausweichbewegungen gemacht, die zu muskulären Dysbalancen führen können. Um seinen Füßen und dem gesamten Körper etwas Gutes zu tun, ist es daher zeitweise sinnvoll und ein gutes Training, barfuß zu laufen. Aber das muss gelernt werden. Die Füße sollten sich langsam an die neuen Belastungen gewöhnen können. Die Fußmuskulatur benötigt wie jeder andere Muskel auch Zeit, um sich anzupassen. Lassen Sie sich in Ihrem Schuhgeschäft daher beraten und suchen Sie bei Problemen einen Arzt oder Orthopäden auf.