Früherkennung von Multipler Sklerose

Werbebeitrag/ Autorin: Anne Klein

Früherkennung von Multipler Sklerose

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, von der weltweit rund 2,8 Millionen Menschen betroffen sind. Die Krankheit lässt noch viele Fragen unbeantwortet und ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient so unterschiedlich, dass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen. Aus diesem Grund ist MS auch als „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ bekannt, schreibt die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft auf ihrer Website. Und „Wichtig: Multiple Sklerose ist nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch die häufig verbreiteten Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, sind so nicht richtig.“
Multiple Sklerose ist eine schubweise verlaufende, chronische Entzündung des Zentralen Nervensystems und gehört zu den Autoimmunkrankheiten. Dabei greifen Abwehrzellen die isolierende Myelinschicht der Neuronen im zentralen Nervensystem an und verursachen so Störungen in der Signalübertragung und schließlich den Untergang der Nervenzellen. Der Verlauf, aber auch das Spektrum der Symptome sind vielfältig. Sie hängen davon ab, in welchen Bereichen des Nervensystems sich Entzündungsherde bilden. Die Beschwerden reichen von Gangstörungen, Schwäche oder Seh- und Sprechstörungen über Lähmungserscheinungen und Missempfindungen bis zu ausgeprägter Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue).

Erster Test zur Früherkennung

Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat einen Bluttest entwickelt, der es ermöglicht, das Risiko für die Entwicklung einer MS bereits Jahre vor dem Auftreten erster Symptome mit hoher Sicherheit zu erkennen. Damit könnten diagnostische und therapeutische Maßnahmen in Zukunft so früh gesetzt werden, dass der Ausbruch der Erkrankung verzögert oder sogar verhindert werden kann. Die Forschungsarbeit wurde aktuell im renommierten Fachjournal „Nature Communications“ publiziert. Die neue Methode basiert auf einem immunologischen Test, der spezifische Antikörper gegen ein Protein des Epstein-Barr-Virus (EBV) identifiziert. Dieses weit verbreitete Virus ist als zentraler Faktor bei der Entstehung der Multiplen Sklerose bekannt, bei fast allen MS-Fällen ist eine EBV-Infektion nachweisbar.
Konkret werden durch den Test Autoantikörper, also Antikörper gegen körpereigene Strukturen, erkannt. Diese Antikörper treten bereits innerhalb von drei Jahren nach einer EBV-Infektion auf – lange bevor bei den betroffenen Personen klinische Symptome einer MS beobachtet werden. Durch die wiederholte Messung dieser Antikörperspiegel kann ein deutlich erhöhtes Risiko für eine spätere MS-Diagnose erkannt werden. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen, bei denen diese Antikörper an mindestens zwei Messzeitpunkten nachweisbar sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine MS entwickeln“, sagt Studienerstautor Hannes Vietzen. Die retrospektive Studie basiert auf Blutproben von über 700 MS-Patienten und mehr als 5000 Kontrollpersonen. In einem Teil der Kohorte konnte sogar der Zeitpunkt der EBV-Erstinfektion eindeutig nachvollzogen werden. In dieser Gruppe zeigte sich, dass konstant hohe Antikörperspiegel mit einem sehr hohen Risiko und einer raschen Entwicklung einer MS assoziiert waren.

Auslöser für MS?

Die Test-Methode identifiziert Antikörper gegen ein bestimmtes Protein des Epstein-Barr-Virus. Dieses spezielle Herpesvirus verursacht das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose) und scheint zudem ein zentraler Auslöser für MS zu sein. Wer sollte sich in Zukunft testen lassen? Da sich fast alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus infizieren, stellt sich die Frage, bei wem ein solcher Test künftig sinnvoll wäre.
Prof. Thomas Berger, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie an der MedUni Wien, erklärt, dass ein entsprechender Test bei Personen sinnvoll wäre, die tatsächlich das Krankheitsbild Pfeiffersches Drüsenfieber entwickeln. Diese könne man auf anhaltend hohe Antikörperspiegel untersuchen. Interessant wären vor allem jene, bei denen ein oder zwei Jahre nach der Erkrankung immer noch diese hohen Antikörperwerte nachweisbar sind. Der Wissenschaftler schätzt, dass dies nur bei ungefähr fünf Prozent der Mononukleose-Erkrankten der Fall ist. „Bei ihnen wäre es zukünftig vermutlich sehr sinnvoll, eine MRT-Untersuchung des Gehirns zu machen“, so Berger. So ließe sich feststellen, ob das Gehirn für MS typische MRT-Veränderungen zeigt. in dem Fall wäre es vorstellbar, mit einer MS-Therapie zu beginnen, selbst wenn der oder die Betreffende noch keine neurologischen Beschwerden hat.