Autorin: Anne Klein

Gliederschmerzen nach Alkoholkonsum

Wer über Gliederschmerzen klagt, meint damit Schmerzen in Armen und/oder Beinen. Diese können von den Muskeln, Gelenken, Nerven oder Knochen herrühren, weshalb die Liste der möglichen Ursachen lang ist. Beginnen die Gliederschmerzen nach Alkoholkonsum, kommt dieser als Auslöser infrage. Es kann aber auch eine andere Erkrankung dahinterstecken, deren Symptome zufällig im Anschluss an einen Rausch einsetzen. Die Ursachen für Muskelschmerzen können sehr vielfältig sein. Von einfachen muskulären Verspannungen bis zu schwerwiegenden Grunderkrankungen kann vieles infrage kommen. Auch Alkohol ist ein häufiger Grund für Muskelschmerzen. Objektiv betrachtet ist Alkohol ja ein Nervengift für den Körper. Neben seiner üblichen Wirkung entzieht er zusätzlich auch den Muskeln wichtige Nährstoffe wie Natrium und Magnesium. Durch diesen Nährstoffmangel übersäuert der Muskel und es kommt zu den Muskelschmerzen. Außerdem hat Alkohol auch eine stark entwässernde Wirkung. Dieses Wasser wird vom Körper aber eigentlich dringend benötigt, um die schädlichen Giftstoffe wieder loszuwerden. Die entwässernde Wirkung von Alkohol kann also ebenfalls für die Übersäuerung der Muskeln und dadurch auch für die Muskelschmerzen verantwortlich sein. Diese Schmerzen sind nicht von Dauer und klingen von selbst wieder ab.

Anders verhält es sich, wenn eine Person über längere Zeiträume hinweg zu viel Alkohol trinkt und dann an Muskelschmerzen leidet. In diesem Fall könnten die Schmerzen ein Zeichen dafür sein, dass die giftigen Abbauprodukte des Alkohols die Muskulatur derart geschädigt haben, dass Muskelmasse schrumpft. Fachleute sprechen dann von einer alkoholischen Muskelerkrankung oder Myopathie. Von dieser gibt es zwei Verlaufsformen: Die chronische entwickelt sich meist über Jahre und äußert sich dann vor allem durch Muskelschwäche – Schmerzen hingegen sind eher ungewöhnlich. Wenn Alkoholabhängige einen heftigen Exzess hinter sich haben, kann die Myopathie aber auch akut auftreten, was sich unter anderem durch plötzlich einsetzende Muskelschmerzen bemerkbar macht.
Langjähriger Alkoholkonsum kann jedoch nicht nur den Muskeln schaden, sondern auch den Nerven. Personen, die dauerhaft zu viel trinken, riskieren daher unter anderem eine alkoholische Polyneuropathie. Diese kann eine Vielzahl an Beschwerden hervorrufen, zu denen neben Missempfindungen auch ziehende Schmerzen zählen. Meist entwickeln sich die Symptome in den Beinen, vor allem in den Füßen, seltener in den Armen beziehungsweise Händen.

Alkohol verstärkt weitere Ursachen

Wenn Gliederschmerzen nach Alkoholkonsum auftreten, ist dieser nicht zwangsläufig der Grund für die Beschwerden. Die zeitliche Abfolge kann auch zufällig sein. Denn weitaus häufiger als eine alkoholische Myopathie oder Polyneuropathie liegen Gliederschmerzen vergleichsweise harmlose Ursachen zugrunde wie zum Beispiel eine Erkältung oder ein Muskelkater. Darüber hinaus können folgende Erkrankungen Gliederschmerzen hervorrufen. Dazu gehören: Verschleiß der Gelenke (Arthrose), rheumatoide Arthritis, Durchblutungsstörungen, etwa im Rahmen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) oder einer Thrombose. Sollte tatsächlich eine ernste Erkrankung hinter den Schmerzen stecken, bleiben diese aber für gewöhnlich länger bestehen beziehungsweise treten diese immer wieder auf. Wer unter anhaltenden oder wiederkehrenden Gliederschmerzen leidet, sollte somit zur Ärztin oder zum Arzt.

Schlecht für die Gelenke

Regelmäßiger Alkoholkonsum in großen Mengen ist auch gefährlich für die Gelenke. Er kann beispielsweise eine Ursache für eine sogenannte Hüftkopfnekrose, also das Absterben des Hüftkopfes, sein. Sind bei 20- bis 50-Jährigen keine angeborenen beziehungsweise ererbten Gelenkschäden der Grund, kommt die Schädigung meist von übermäßigem Alkoholkonsum. Wird zusätzlich auch noch geraucht, ist das Risiko für das Absterben des Hüftkopfes gegenüber dem Nichttrinker und Nichtraucher sogar bis zu zehn Mal höher.

Der Grund dafür ist, dass Alkohol den gesunden Knochenaufbau behindert. Im Volksmund werden Wein, Bier und Schnaps auch oft als „Kalziumräuber“ bezeichnet, da sie dem Organismus und vor allem der Knochensubstanz Kalzium entziehen, das über die Nieren ausgeschwemmt wird. Wird der Kalziumvorrat des Körpers nicht immer wieder aufgestockt, fehlt den Knochen der entscheidende Mineralstoff, der ihnen die Festigkeit verleiht. Treten Gelenkschmerzen kurz nach dem Alkoholgenuss auf, kann es sich auch um einen akuten Gichtanfall handeln. Ursache dafür ist die durch Alkohol erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut, wegen der sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und zu Schmerzen führen. Allerdings gibt es auch eine Studie aus dem Jahre 2012, die zeigte, dass das Risiko für Gelenkentzündungen und Rheuma für Alkoholkonsumenten deutlich geringer war als für Abstinenzler.