Heuschnupfen

Deutschland, ein Tränenland. Fast jeder Fünfte leidet unter einer Allergie gegen Blütenstaub. Kann man den Sommer so genießen? Mehr als schwierig. Zudem ist es 15 % der Leidenden unangenehm, mit von Allergie geröteten Nasen und tränenden Augen in der Öffentlichkeit zu sein. Aber warum eigentlich Nase und Augen?

Histamin

Der Grund, warum insbesondere Nase und Augen bei Heuschnupfen betroffen sind, lässt sich durch die hohe Anzahl an Mastzellen in der Nasenschleim- und Bindehaut erklären. Mastzellen schütten bei Kontakt mit Allergenen Histamin aus, was zum Anschwellen der Nasenschleimhaut und vermehrter Sekretbildung führt. Auch Niesattacken und Juckreiz werden durch den Botenstoff ausgelöst. Damit sich der Heuschnupfen nicht in die unteren Atemwege ausbreitet, gilt es, möglichst schnell und konsequent zu handeln. Der sogenannte „Etagenwechsel“ kommt bei 30 bis 49 Prozent aller Betroffenen vor: Die allergischen Beschwerden verschlimmern sich, gehen auf die Bronchien, und es kommt zum allergischen Asthma bronchiale. „Betroffene wünschen sich eine schnelle Linderung ihrer Beschwerden, doch sollten sie auch über eine langfristige Behandlung nachdenken“, so Dr. Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen.

Was ist eine Allergie?

Dr. Volker Melichar, Sprecher des Allergiezentrums Erlangen und Oberarzt im Universitätsklinikum Erlangen, erklärt: „Der Begriff ‚Heuschnupfen‘ stammt aus dem 19. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde erstmals beobachtet, dass Menschen beim Kontakt mit Gras oder Heu schnupfenartige Reaktionen zeigten. Eigentlich handelt es sich bei Heuschnupfen aber um eine Allergie gegen Pollenstaub von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide oder Kräuter. Eine Allergie ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems, durch die der Körper gegen bestimmte Stoffe Antikörper produziert. Eine besonders gesunde, ausgewogene Ernährung ist empfehlenswert, kann einen Heuschnupfen aber nicht verhindern. Andersherum kommt es bei Personen mit Heuschnupfen oft vor, dass sich Kreuzallergien gegen bestimmte Lebensmittel entwickeln. Birkenpollen-Allergiker leiden zum Beispiel häufig unter einer Unverträglichkeit von Stein- und Kernobst, das ein Kribbeln und Brennen im Mundraum verursachen kann.“

Therapie

Bei allergischen Beschwerden sind Loratadin und Cetirizin Mittel der ersten Wahl. Sie sind wirksam, gut verträglich und machen kaum müde – allerdings ist bei Cetirizin ein sedierender Effekt nicht vollkommen auszuschließen, sodass Vorsicht beim Autofahren geboten ist. Gute und schnelle Hilfe versprechen auch Antihistaminika in Form von applizierbaren Präparaten: Nasenspray und Augentropfen. Innerhalb einer Viertelstunde setzt die Wirkung mit einem H1-Antihistaminikum ein. Arzneistoffe wie Azelastin und Levocabastin werden lokal als Augentropfen oder Nasenspray eingesetzt und halten zudem bis zu zwölf Stunden vor. Dabei ist der Wirkeintritt von Azelastin gegenüber Levocabastin deutlich kürzer – nach nur wenigen Minuten setzt die Wirkung ein. Demgegenüber benötigt Levocabastin etwa eine halbe Stunde. Und: Der Wirkstoff Azelastin stabilisiert die Mastzellen und hemmt damit die Ausschüttung von Histamin und anderen Mediatoren. Diese Wirkstoffe gelten allgemein als nebenwirkungsarm und werden mit abschwellenden sowie entzündungshemmenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Dennoch sollten Sie in jedem Fall einen Arzt konsultieren, denn Levocabastin etwa wirkt sich ab einer bestimmten Dosierung bei einer Niereninsuffizienz negativ aus. Wer schon frühzeitig vorbeugen möchte, ist mit den Wirkstoffen Cromoglicinsäure und Nedocromil gut beraten. Die Mittel wirken in der Regel allerdings nicht sofort, sondern erst nach etwa zwei bis drei Wochen. Die Anwendung muss regelmäßig mehrmals am Tag erfolgen.

Pollenalarm

Wie aber kommt man nun um die Auswirkungen von Heuschnupfen herum? Schwierig. Besonders starker Pollenflug findet in den frühen Morgenstunden, bei trockenem und windigem Wetter statt. Wenn Sie wissen, auf welche Pollen Sie allergisch reagieren, dann informieren Sie sich mit einem Pollenflugkalender, wann »Ihre« Pollenzeit ist. Ist noch nicht bekannt, worauf man allergisch ist, lässt sich auch umgekehrt über den Pollenflugkalender herausfinden, welche Pollen als Allergieauslöser infrage kommen. Und nicht nur für Cabrio-Fahrer eine wichtige und richtige Investition – die richtige Sonnenbrille. Besonders Brillen mit zusätzlichem seitlichen Schutz hindern Pollen daran, in die Augen zu gelangen. Besonders praktisch hierbei ist der Aspekt, dass sportliche Sonnenbrillen aktuell im Trend liegen. Diese gibt es in zig Ausführungen und viele von ihnen umfassen das Sichtfeld vollständig. Darüber hinaus sollten Sie als Betroffener vor dem Schlafen duschen und die Haare waschen. Auf diese Weise atmen Sie nachts weniger Pollen ein. Und auch regelmäßig Staubwischen und -saugen hilft dabei, die eigenen vier Wände pollenfrei zu halten. Schließlich noch der Weg zur Hyposensibilisierung; wer das gesamte Jahr über an Heuschnupfen leidet, sollte sich bei seinem Arzt darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, die Symptome über einen solchen Weg zu verringern.

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