Autor Peter M. Crause

Kampf mit dem Schatten

Die Bilder von wahren Heerscharen an Chinesen, die auf riesigen Plätzen synchrone, sanfte Bewegungen ausführen, hat sicher jeder von uns vor Augen, wenn wir über Tai-Chi oder Schattenboxen sprechen. Ganz korrekt als Taijiquan bezeichnet, hat sich mit Tai-Chi eine Form von – in Deutschland würde man wohl von Gymnastik sprechen – Bewegungsabläufen auch in unseren Breiten etabliert, deren Wurzeln in den altchinesischen Kampfkünsten liegen. Daher wird Tai-Chi auch als innere Kampfkunst bezeichnet. Eine Kampfkunst, die ursprünglich für den Nahkampf entwickelt wurde. Heutzutage geht es aber weniger um Kampf, sondern ist Tai-Chi eine Bewegung, die Körperbeherrschung, Konzentration und innere Einkehr lehrt. Was vom ehemaligen „Kampf“ übrig geblieben ist, dies kann jeder Beobachter auf den ersten Blick sehen. Die Bewegungen sind sanft, sie fließen ineinander, geschmeidige Körper wiegen sich in ihrer eigenen Choreografie – und dennoch sind es ehemalige Körperhaltungen und Bewegungen, die Abwehr und Angriff symbolisieren.

Diese Techniken, auch als „Formen“ bezeichnet, richtig zu lernen, sie auf den Punkt genau auszuführen, dafür braucht es nicht nur Zeit, Geduld und die richtige Muse, sondern auch die richtige Anleitung. Obgleich es eine Vielzahl an Büchern und Videos zum Erlernen von Tai-Chi gibt, ist es ratsam sich einer Gruppe anzuschließen und von einem Lehrmeister in diese Kunst eingeführt zu werden. So mühelos und einfach es aussieht, Tai-Chi ist dennoch anspruchsvoll. Viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt praktizieren es. Die meditativen und sportlichen Aspekte stehen für die allergrößte Mehrzahl an Schattenkämpfern im Vordergrund. So ist die Kombination aus tiefer Entspannung und gleichzeitig konzentrierter Atmung und Körperspannung die wahre Körperbeherrschung. Hierdurch werden Körper und Geist ein Ganzes. Eine besondere Anstrengung, die aber niemals überfordert und die man in jedem Alter ausführen kann. Gerade im Alter ist Tai-Chi eine interessante Sport-Alternative, bleiben doch dadurch Muskeln, Gelenke und Sehen geschmeidig und kommt man dadurch in den Zustand innerer Ruhe.

Qi Gong

Meditation. Konzentration. Qi Gong soll laut traditioneller chinesischer Medizin die Lebensenergie, das Qi, wieder zum Fließen bringen und Blockaden in Körper und Geist lösen. Mit den Atem- und Bewegungsübungen sollen nach chinesischer Lehre Krankheiten bekämpft und der gesamte Mensch in Einklang mit sich selbst gebracht werden. Tai-Chi ist dabei eine Form des Qi Gong. Diese Jahrtausende Jahre alten Übungen wurden Mitte der 1950er-Jahre von dem chinesischen Arzt Liu Guizhen wiederentdeckt, der sie in sein Programm von Gesundheitsübungen aufnahm. Wie bei so vielen fernöstlichen Körperkünsten fließen auch beim Qi Gong philosophische Gedanken, hier der Daoismus ein. Und auch bei Qi Gong gilt es, sich besser einem ausgebildeten Lehrer anzuvertrauen. Der Deutsche Dachverband für Qigong und Taijiquan, DDQT, arbeitet seit 2003 daran, die Qualität der Ausbildung zu garantieren und Standards zu setzen. Achten Sie also darauf, dass Ihr künftiger Lehrer eine qualifizierte Ausbildung vorweisen kann, dann steht Ihren persönlichen Schattenspielen nichts mehr im Wege. Jetzt sind Sie an der Reihe. Probieren Sie Qigong aus. Aus den mehr als 1500 unterschiedlichen Übungen sind etwa acht Formen für das alltägliche Training interessant. Eine davon ist diese: Stehen Sie aufrecht, die Füße etwa schulterbreit auseinander.

Verteilen Sie ihr Gewicht gleichmäßig und entspannen Sie sich. Nun beugen Sie die Knie leicht ein und verweilen Sie kurz in dieser bequemen Stellung. Jetzt schieben Sie Ihr Becken etwas nach vorne und richten gleichzeitig Ihre Wirbelsäule gerade auf. Weiter geht es mit dem Kopf. Dieser sollte eine gerade Verlängerung des Rückens bilden; dazu senken Sie Ihr Kinn in Richtung Ihrer Brust. Immer schön locker bleiben, dabei die Schultern und die Arme locker hängen lassen. Wenn Sie entspannt stehen, geht es mit der richtigen Atemtechnik weiter. Immer schön ruhig und konstant durch den Mund einatmen und durch die Nase wieder aus. Dabei konzentrieren Sie sich auf den gleichmäßigen Atemfluss. Atmen Sie für einige Minuten konzentriert weiter. Eine herrliche Möglichkeit nahezu überall und ganz einfach zu entspannen. Möchten Sie davon mehr erleben, dann gilt es nun für Sie den nächstgelegenen Kurs zu belegen. Wir wünschen viel Spaß dabei.