Lichttherapie gegen Alzheimer?

Werbebeitrag/ Autorin: Anne Klein

Lichttherapie gegen Alzheimer?

Wenn Sie ab und zu Ihren Schlüssel verlegen, einen Termin vergessen oder Ihnen der Name eines Bekannten nicht einfällt, dann ist das kein Grund zur Beunruhigung. Denn es gibt eine ganz normale Vergesslichkeit, bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger stark. „Treten jedoch häufig und über längere Zeit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration oder der Orientierung auf (man kann sich nicht mehr erinnern, einen bestimmten Termin überhaupt vereinbart zu haben, oder man findet sich in neuen Umgebungen wesentlich schlechter zurecht als früher), so ist dies ein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Auch bei stärkeren Schwankungen der Stimmungslage und geistigen Fähigkeiten ist es gut, einen Arzt zu kontaktieren“, schreibt die Deutsche Alzheimergesellschaft auf ihrer Website.

Begleiterscheinungen

Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Unruhe sind bei Alzheimer-Betroffenen häufige Begleiterscheinungen und stellen auch für Angehörige eine große Belastung dar. Eine neue wissenschaftliche Auswertung legt nahe, dass eine einfache und ­bewährte ­Methode zumindest dagegen helfen ­könnte: die Lichttherapie. In einer groß angelegten Analyse, die im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht wurde, werteten die Forschenden um Lili Zang von der Weifang Medical University in ­China 15 Studien aus, die sich mit den Auswirkungen der Lichttherapie auf ­typische Alzheimer-Beschwerden beschäftigten, ­darunter: Schlafstörungen (z. B. Einschlaf- und Durchschlafprobleme), depressive Verstimmungen, Unruhe und zielloses Umhergehen (sogenanntes „Wandern“).
Die Lichttherapie soll den gestörten Tag-Nacht-Rhythmus bei Menschen mit Demenz wieder stabilisieren. Denn die Ursache vieler Schlafprobleme ist eine fehlgesteuerte innere Uhr im Gehirn: Helles Licht am Morgen kann helfen, diesen Rhythmus neu zu synchronisieren.
Untersucht wurden handelsübliche Tageslichtlampen mit einer Stärke von 2.500 bis 10.000 Lux. Zum Vergleich: Normale Wohnraumbeleuchtung liegt meist nur bei 300 bis 500 Lux.
Die Forschenden analysierten verschiedene Varianten der Lichttherapie – helle Tageslichtlampen und sogenannte Lichtboxen. Dabei handelt es sich um Geräte, die besonders intensives, weißes Licht abgeben. Da die Patientinnen und Patienten direkt vor dem Gerät sitzen und die Augen geöffnet bleiben, sind Therapiegeräte mit eingebautem UV-Filter empfehlenswert. Die Auswirkungen waren deutlich: Setzten sich die Alzheimer-Erkrankten morgens etwa eine halbe Stunde vor die Lampen, beeinflusste das die innere Uhr des Gehirns. Insbesondere auf die Schlafqualität, depressive Symptome und das Maß an Unruhe wirkte sich die tägliche „Lichtdusche“ im Vergleich zu den Erkrankten ohne Behandlung aus.

Hilfreich – aber mit Grenzen

In den Studien traten keine nennenswerten Nebenwirkungen auf. Manche Betroffenen empfanden das Licht lediglich als etwas zu grell. Die Lichttherapie gilt insgesamt als sehr gut verträglich und sicher. Ganz neu ist die Methode übrigens nicht: Sie wird schon seit Langem bei anderen Beschwerden wie saisonalen Depressionen (Winterdepressionen) eingesetzt.
Dennoch warnen Fachleute vor überzogenen Erwartungen: Die Tageslichttherapie kann einzelne Symptome lindern, aufhalten lässt sich Alzheimer damit jedoch nicht.
Andere Studien haben sich ebenfalls mit einer Lichttherapie beschäftigt, wie 2024 ein US-Forschungsteam im Fachblatt „Nature“ berichtete. Eine spezielle Lichtbehandlung soll die Reinigungsprozesse im Gehirn anregen – und dadurch bei Alzheimer die typischen Ablagerungen beseitigen. Das weckt Hoffnungen auf eine Behandlung direkt gegen Alzheimer und nicht nur gegen die Begleiterscheinungen, die nahezu frei von Nebenwirkungen ist. Wie berechtigt ist das? Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein: Eine Stunde täglich einen knatternden Kopfhörer mit Flackerlicht-Spezialbrille aufsetzen, um Demenz vorzubeugen. Etliche klinische Studien prüfen gerade, ob eine optische und akustische Stimulation im Frequenzbereich von Gamma-Wellen eine Demenz verzögern, bessern oder gar verhindern kann. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Stimulierung mit 40 Hertz (Hz) – also 40 Impulsen pro Sekunde – im Gehirn eine Art Gewebereinigung anregt, samt Entsorgung schädlicher Stoffwechselprodukte. Das, so behaupten manche Forschende, könne auch jene Ablagerungen aus dem Gehirn entfernen, die als Ursache der häufigsten Demenzform gelten: der Alzheimer-Krankheit.
Was dabei genau im Tierversuch passiert, haben die Wissenschaftler so beschrieben: Grob gesagt sorgen die Gamma-Wellen demnach dafür, dass im Gehirn zwischen den Nervenzellen viel Flüssigkeit zirkuliert und Alzheimer-typische Proteinklumpen ausschwemmt. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Prof. Lars Timmermann, spricht von „faszinierenden Einblicken“.