Autorin Anne Klein

Neues Jahr – neue Vorsätze

Jedes Jahr dasselbe. Man nimmt sich etwas vor und dann schafft man es doch nicht. Was steht nicht alles auf unserer Liste: weniger Stress, mehr Bewegung, mit dem Rauchen aufhören, eine gesündere Ernährung und mehr Zeit für die Familie und Freunde. Doch warum versuchen wir eigentlich immer wieder, zum Beginn eines neuen Jahres unser Leben umzukrempeln? Und warum scheitern wird damit in schöner Regelmäßigkeit nach wenigen Wochen? Dass sich nach ein paar Tagen oder Wochen die alten Gewohnheiten wieder eingeschlichen haben, muss nicht sein, ist die Motivationspsychologin Anja Achtziger von der Uni Friedrichshafen überzeugt. Viele scheitern schlichtweg, weil sie ihre Ziele zu unkonkret formulieren. „Im neuen Jahr ein paar Pfunde abzunehmen, eine solche Wischiwaschi-Entscheidung aus dem Bauch heraus geht zumeist schief“, sagt Achtziger. Wichtiger sei es, sich genau zu überlegen, wann und wie das geschehen soll. „Das ist grundlegend und steigert die Erfolgsquote.“ Wichtig ist dabei auch Ehrlichkeit sich selbst gegenüber: Wie sehr stören mich die Pfunde zuviel wirklich? Kann ich vielleicht sogar mit ihnen leben? Wer sich darüber noch nicht im Klaren ist, verliert das an Neujahr gefasste Ziel im Zweifel schnell wieder aus den Augen. Sich schon zu Beginn genau vorzustellen, was die Veränderungen für Vor- und Nachteile mit sich bringen, dazu rät auch der Gesundheitspsychologe Christoph Kröger, der sich am Institut für Therapieforschung in München mit dem Thema Tabakentwöhnung befasst. „Das Leben als Ex-Raucher sollte man sich am besten schon mit allen Sinnen ausmalen“, sagt er. Denn: „Je klarer die Vision, desto mehr Kraft kann ich daraus schöpfen.“ Das aus dem Leistungssport bekannte mentale Training sollte man auch privat anwenden. „Träumen Sie Ihren Erfolg schon einmal vor, das erzeugt positive Gefühle.“

Was man sich so vornimmt

Nicht schon wieder mehr Sport und weniger Schokolade! Das sind laut Statistischem Bundesarbeit gar nicht die häufigsten Vorsätze für das neue Jahr. Der häufigste gute Vorsatz in Deutschland ist das Sparen: Im Oktober 2023 gaben rund 51 % der Befragten an, für das nächste Jahr den Vorsatz zu haben, mehr Geld zu sparen. Auf den Plätzen zwei und drei im Ranking der häufigsten guten Vorsätze folgen mehr Sport treiben (48 %) und eine gesündere Ernährung (46 %).
Eine YouGov-Umfrage kommt zu ähnlichen Ergebnissen, in anderer Reihenfolge: Gesünder ernähren (31 %), mehr Sport treiben (30 %), mehr sparen (19 %),
umweltbewusster handeln (16 %), mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen (14 %).

Wie bleibt man dran?

Wichtig ist allerdings, an den einmal gefassten Plänen festzuhalten. Hier hilft es, Freunde und Bekannte mit einzubinden und sie über die Ziele zu unterrichten. Dadurch fühlt man sich gleich stärker verpflichtet. Sinnvoll ist es auch, sich Gleichgesinnte zu suchen. Der Erfolg von Abnehmgruppen wie den Weight Watchers belegt das. Nicht zu vergessen: Belohnen Sie sich, auch für kleine Erfolge! Das streichelt die Seele, sorgt für Glücksmomente und motiviert, sein Ziel weiter zu verfolgen. Experten raten auch dazu, das einmal gefasste Ziel in klare Worte zu fassen und aufzuschreiben. Damit steigt auch das Gefühl der inneren Verpflichtung. Ein kleiner Zettel am Kühlschrank appelliert ans schlechte Gewissen und kann so daran erinnern, dass man sich heute eigentlich noch bewegen wollte. Ein Hinweis am Naschschrank hilft, ins Gedächtnis zurückrufen, dass man die Schokolade besser meiden sollte. Hilfreich sind auch Tagebücher, in denen Erfolge und Misserfolge festgehalten werden. Werden diese Ratschläge beherzigt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die guten Vorsätze zumindest den Februar erleben. Die Reflektion über sich selbst ist ein erster Schritt, um Dinge zu verändern. Wer es nicht auf Anhieb schafft, sollte nicht verzweifeln, denn genau genommen bieten sich im nächsten Jahr 365 Chancen, sein Leben zu verändern. Silvester ist dafür im Prinzip nicht besser oder schlechter geeignet als irgendein anderer Zeitpunkt. Und auch, wenn der Plan noch so gut formuliert und in ordentlicher Handschrift niedergeschrieben ist: Wichtig ist es auch, flexibel zu bleiben: Wenn es zum Beispiel zu stark schneit oder regnet, um joggen zu gehen, sind eben der Heimtrainer oder das Schwimmbad dran. Sonst macht der innere Schweinehund sofort einen Strich durch die Rechnung. Denn wenn der innere Schweinehund einmal den Weg von der Ausrede zur Couch gefunden hat, wird‘s bekanntlich schwierig.
Gute Neujahrsvorsätze können dem Leben eine positive Wendung geben, davon ist Prof. Michaela Brohm-Badry, Glücksforscherin an der Uni Trier, überzeugt. Aber bisherige Sportschwänzer sollten sich besser nicht vornehmen „Nächstes Jahr will ich dreimal die Woche eine Stunde Joggen gehen“, sondern sich besser an eine zehnminütige Laufeinheit herantasten.