Autorin Anne Klein

Ohrenschmalz entfernen

Das Ohr ist ein wichtiges Sinnesorgan. Es dient der Orientierung im Raum und der Verständigung. Unser Gehör öffnet uns die Welt der Musik, hilft uns die zwischenmenschliche Kommunikation zu verstehen und warnt uns wie eine „Alarmanlage“ vor potentiellen Gefahren. Das Ohrenschmalz wird im Gehörgang gebildet. Es ist steril und soll die empfindliche Gehörgangshaut schützen, fetten und Fremdkörper aus dem Gehörgang entfernen. Das Ohrenschmalz wird aus dem Gehörgang zur Ohrmuschel transportiert. Dies ist von der Natur so vorgesehen. Mechanische Reizungen wie falsche Ohrreinigung, das Tragen von Hörgeräten oder Gehörschutz und auch häufiges Schwimmen oder Tauchen führen dazu, dass die Gehörgangshaut austrocknet. Dies bemerken wir durch Juckreiz. Der Gehörgang ist ein wichtiger Bestandteil beim Hören. Meistens ist uns das nicht bewusst. Erst wenn Beschwerden auftreten, werden wir an unsere Ohren (Gehörgänge) erinnert. Diese Probleme können mit Hörminderungen, Trockenheit, Juckreiz bis hin zu Schmerzen einhergehen. Häufig sind wir selbst mitschuldig an dieser Entwicklung. Bequem nach dem Duschen oder Baden, werden die Gehörgänge auch sauber und trocken gemacht. Mit dem Wattestäbchen. Fast jeder weiß, dass man es nicht machen sollte, aber die Macht der Gewohnheit gewinnt.

Wattestäbchen sind unnötig

Was sagen die HNO-Ärzte? Wattestäbchen gehören nicht in die Gehörgänge. Aber warum? Dias hat mehrere Gründe. Niemand kann sich selbst in den Gehörgang sehen. Man will ja nur ganz vorne das Ohrenschmalz (am Gehörgangseingang) entfernen. Leider kann man nicht sicher abschätzen, wie weit man mit dem Wattestäbchen in den Gehörgang gelangt ist. Auch wird mit dem Wattestäbchen das Ohrenschmalz nur zum Teil entfernt und der Rest weiter hineingeschoben. Dies führt zu den berühmten Ohrschmalzpfröpfen, diese können nur vom HNO-Arzt entfernt werden. Sollten nur diese Probleme auftreten, hat man noch Glück gehabt. Gehörgangsverletzungen, bis hin zu Löchern im Trommelfell, sind nicht selten. Ein weiterer, aber fast noch wesentlicher Grund, warum man die Gehörgänge nicht reinigen sollte, ist der, dass der Körper dies alleine macht. Häufig meinen wir, dass der Juckreiz im Gehörgang andeutet, dass er gereinigt werden muss. Doch genau das Gegenteil ist richtig.

Hautpflege

Die Haut im Gehörgang schwillt etwas an, die Reizung wird nur verstärkt. Das ist ähnlich, als wenn wir unsere Hände zu lange im Waschwasser baden, auch diese Haut trocknet aus. Die Hände pflegen wir dann mit einer Hautsalbe oder Lotion. Da wir den gleichen Effekt im Gehörgang haben, muss auch dort die Haut gepflegt und gefettet werden. Dies soll mit einem Öl geschehen, da Salben oder Lotionen mit Fremdkörpern in den Gehörgang eingebracht und verteilt werden müssten. Es gibt inzwischen Tropfen, die mit einer Pipette dieses pflegende Öl in den Gehörgang bringen, wo es sich dann allein verteilt. Es eignet sich besonders nach dem Baden im Sommer für Schwimmer, Taucher, Kinder und natürlich für Menschen mit empfindlichen Gehörgängen für ungetrübten Badespaß.

Wie die Ohren reinigen?

Die Ohren reinigen sich grundsätzlich selbst, weswegen der Einsatz eines Wattestäbchens innerhalb des Gehörgangs nicht notwendig ist. Schmutz wird in die Ohrmuschel getragen, wo er mit einem Wattepad oder Waschlappen entfernt werden kann. Beim Duschen oder Baden kann man auch etwas warmes Wasser in den Gehörgang fließen lassen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass kein Shampoo oder Duschgel mit ins Ohr läuft. Wer unter gereizter oder trockener Haut in der Ohrmuschel leidet, kann Babyöl auf die betroffenen Stellen geben. Fachärzte raten gerade bei Kindern dazu, die Stellen hinter den Ohren gründlich zu reinigen und abzutrocknen, da es dort leicht zu Entzündungen kommt. Wer Probleme mit der Reinigung der Ohren hat, sollte statt Wattestäbchen zu benutzen lieber einen Facharzt aufsuchen. Wer allzu engagiert mit einem Wattestäbchen oder anderen Gegenständen im Ohr werkelt, kann nämlich sein Trommelfell verletzen. Werden spitze Werkzeuge verwendet, drohen zusätzlich Schnittverletzungen, die sich entzünden können. „Entzündungen nach Verletzungen sehen wir zum Glück sehr selten“, sagt der HNO-Arzt Prof. Dr. Roland Laszig, ehemaliger Leiter der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universität Freiburg. Für die Betroffenen seien diese jedoch sehr unangenehm: Die Behandlung ist laut Laszig langwierig und die Entzündung oft sehr schmerzhaft. Bei manchen Menschen produziert das Ohr zwar zu viel Schmalz, sodass es Beschwerden verursacht. Doch auch dann sind Wattestäbchen nicht die Lösung, sondern ein Arzttermin.