Autor: Peter M. Crause

Psychische Probleme

Das Thema psychische Gesundheit begegnet uns immer wieder in den unterschiedlichsten Zusammenhängen und Ausprägungen. Ganz besonders seltsam ist das Rapunzel-Syndrom. Benannt ist es nach dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm. Vor noch nicht allzu langer Zeit tauchte es erneut in der Presse auf. So wurde gemeldet, dass Ärzte in Tschechien einem elfjährigen Mädchen in einer Notoperation einen großen, verfilzten Haarklumpen aus dem Magen entfernen mussten; das Mädchen klagte zuvor über starke Bauchschmerzen. Medizinisch spricht man von Trichophagie, dem Verlangen, die eigenen Haare zu essen. Was sich lustig anhört, ist es überhaupt nicht, denn im schlimmsten Fall, ist es extrem gefährlich für die Gesundheit – die Haare sammeln sich im Magen, können nicht verdaut werden und verlassen daher den Körper nicht mehr auf normalem Weg. Die Gründe dafür, sich die Haare auszureißen und diese zu verspeisen, sind nicht geklärt. Möglich ist, dass das Rapunzel-Syndrom von weiteren Erkrankungen wie Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, oder einer Depression im Zusammenhang steht.

Heranwachsende gefährdet

Für Teenager sind die Zeiten der pubertären Körperumgestaltung und der hormonellen Irritationen nicht leicht. Von außen prasseln ungeheure Ansprüche auf die werdenden Erwachsenen. Und auch gesellschaftliche Normen werden von ihnen verstärkter aufgenommen; entsprechend handeln die Pubertierenden oftmals auch entweder in totaler Ablehnung oder in vollkommener Hingabe. Das Schlankheitsideal der modernen Gesellschaft spielt dabei für Mädchen eine enorm große Rolle. Sie sind am stärksten von Bulimie betroffen. Ähnliches gilt für Anorexie-Patientinnen kommen sie nicht aus dem „normalen“ Gewichtsniveau, sondern waren vormals übergewichtig und setzen dann eine Diät in ihrer extremsten Form um – die Selbstwahrnehmung wird nachhaltig gestört. Selbst in einem mageren Zustand verneinen die Betroffenen ihre Krankheit und sehen nicht, wie das Körpergewicht in riskante Niederungen fällt. Dies kann sogar bis zu Tode führen, der allerdings von den Anorexie-Kranken nicht bewusst in Kauf genommen wird. Seit mehr als 20 Jahren steigt die Anzahl der Todesfälle bei Essstörungen stetig. Vor drei Jahren waren es in Deutschland 82 dokumentierte Fälle. Meist trifft eine Anorexie körperlich gesunde Kinder. Kinder, die durch gute Noten in der Schule glänzen, die sportlich sind und die durch eine ausgeprägte Sensibilität verfügen. Den Kontrollverlust der eigenen Wahrnehmung kompensieren Betroffene mit einem Kontrollzwang von Essen, der Körperwaage sowie den eigenen Gefühlen. Egal, wie schmerzhaft der Hunger ist, ihm zu trotzen verschafft den Kranken eine Form von Befriedigung. Ein permanenter Wiege-Exzess über den Tag verteilt zeigt an, wie erfolgreich der selbst gewählte Verzicht an Nahrungsaufnahme war. Als eine direkte Folge der Anorexie kann in vielen Fällen die Bulimie gesehen werden. Bei ersten Anzeichen sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Erwachsene

Auch die Welt der Erwachsenen wird von psychischen Problemen begleitet. Solche Beeinträchtigungen führen vielfach zu Motivationslosigkeit von Mitarbeitern, innerer Kündigung, steigenden Fehlzeiten oder hohen Frühverrentungszahlen. Dies erkennen auch zunehmend Unternehmen und beziehen die bio-psycho-soziale Gesundheit in ihre Führungskonzepte ein. Dieses umfasst ein breites Themenspektrum bezüglich körperlicher und sozialer Bedingungen am Arbeitsplatz sowie gleichermaßen die seelische Befindlichkeit bei der Arbeit selbst und im gesamten Arbeitsumfeld. Die individuelle Betrachtung des einzelnen Mitarbeiters als Mensch stellt sich dabei als entscheidender Produktivitätsfaktor heraus. Integrative Konzepte setzen auf Früherkennung von psychischen Störungen. Unternehmen und Menschen, die den Zusammenhang zwischen psycho-sozialer Gesundheit und dem beruflichen Erfolg erkannt haben, ist das Früherkennungszentrum ein diskreter Beratungspartner, um gesund haltende Arbeitsbedingungen, Motivation und Leistungskraft optimal zu entwickeln und neue Denk- und Handlungsoptionen im privaten und beruflichen Lebensumfeld zu entdecken. Nach ganzheitlichem Verständnis ist Gesundheit dabei mehr als die Abwesenheit von Krankheit, sondern schließt das Wohlbefinden und die psycho-sozialen Bedingungen für eine erfolgreiche Gestaltung von Arbeit und Leben ein. Der interdisziplinäre Ansatz bezieht medizinische Behandlungen, Psychotherapien und ergänzende Fachtherapien ein und schafft in der Regulation und Gegenregulation von fünf Dimensionen ein tiefes Verständnis für das Leben und Erleben des Patienten: geistig, sozial, emotional sowie biologisch und physikalisch-ökologisch. Auch hier braucht es fachliche Hilfe.