Autorin Anne Klein

Sigmadivertikulitis

Der Begriff der Divertikulitis geht auf die Bezeichnung Divertikel zurück. Dabei handelt es sich um Ausstülpungen im Dünn- oder Dickdarm, die beispielsweise an Gefäßlücken innerhalb der Darmwand auftreten. Die Ursache kann ein erhöhter Druck auf den Darm sein, der zum Beispiel auf einer chronischen Verstopfung beruht.

Das Sigma (Colon sigmoideum) umfasst den vorletzten Teil des Dickdarms. Er beginnt nach dem absteigenden Dickdarm (Colon descendens) und geht in den Mast- und Enddarm über. Sein Name leitet sich von der Ähnlichkeit des griechischen Kleinbuchstaben Sigma ab und nimmt dementsprechend die Form von mehreren in sich verdrehten Kurven an. Dieser Darmabschnitt liegt intraperitoneal, also noch innerhalb des Teils der Bauchhöhle, die vollkommen vom sogenannten Bauchfell umgeben ist. Seine Funktion besteht wie der restliche Dickdarm in der Verdauung des Speisebreis, wobei diesem hier Wasser und Salz entzogen wird. Darüber hinaus sorgt das Sigma sozusagen für eine Portionierung und kontrolliert die Weitergabe des restlichen Breis an den Mastdarm, der diesen wiederum für die Ausscheidung vorbereitet und zum Stuhl andickt.

Das Sigma hat wie die anderen Darmabschnitte auch Ausstülpungen, Divertikel, die meistens harmlos sind, und in rund 80 Prozent der Fälle keine Probleme verursachen. Schwierig wird es, wenn sich die Divertikel entzünden und somit das Krankheitsbild der Divertikulitis entsteht. Dieses betrifft am häufigsten die Ausstülpungen im Dickdarm, die dort auftreten, wo der Darmverlauf eine Kurve nimmt. Das liegt daran, dass durch die Schlinge ein hohes Druckgeschehen bestehen kann. Kommt es zu einer Entzündung der Divertikel, muss die Krankheit vom Arzt behandelt werden. In der Regel breitet sich die Entzündung lediglich in der näheren Umgebung der betroffenen Ausstülpungen aus. Es gibt aber auch Fälle, die einen Großteil des Darms betreffen.

Wie man sie erkennt

Die Divertikulitis ist vom Begriff der Divertikulose abzugrenzen. Entstehen innerhalb eines menschlichen Darms mehrere Divertikel, spricht der Mediziner von einer Divertikulose. Trotz dieser auffälligen Veränderung im Darm muss der Patient jedoch keine Divertikulitis — also keine Entzündung — entwickeln. Die meisten Divertikel machen keine Beschwerden. Eine Divertikelkrankheit äußert sich meist durch Schmerzen im linken Unterbauch, seltener im rechten, wo sie eher eine Blinddarmentzündung vermuten ließen. Außerdem kann es zu Blähungen, Verstopfung oder Durchfall kommen. Die Beschwerden verschwinden oft vorübergehend, können aber auch von Dauer sein. Häufig sind sie nach dem Essen stärker, nach dem Stuhlgang dagegen schwächer. Divertikel können manchmal auch bluten. Wenn die Ärztin oder der Arzt auf den Bauch drückt, spannt sich die Bauchmuskulatur reflexartig an (Abwehrspannung). Beim plötzlichen Loslassen wird der Schmerz stärker.

Divertikel entstehen an Stellen, wo die Darmmuskulatur schwächer ist. Meist bilden sie sich im Sigma, einem etwa 40 bis 45 Zentimeter langen Abschnitt des Dickdarms. In diesem S-förmigen (Sigma) Bereich vor dem Mastdarm ist der Druck des Stuhls auf die Darmwand am höchsten. Manche Menschen sind erblich bedingt anfälliger für Divertikel. Ein schwaches Bindegewebe und gestörte Darmbewegungen sind weitere Risikofaktoren. Auch ältere sowie stark übergewichtige Menschen haben häufiger eine Divertikulose.

Welche Rolle der Lebensstil spielt, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine ballaststoffarme Ernährung kann zu Verstopfung und hartem Stuhlgang führen – das spricht dafür, dass sie das Risiko für eine Divertikelkrankheit erhöhen kann. Als weitere Risikofaktoren für die Divertikelkrankheit werden eine Ernährung mit viel rotem Fleisch, das Rauchen und wenig körperliche Bewegung vermutet. Warum sich Divertikel entzünden und was das Risiko dafür erhöht, ist noch unklar. Es wird davon ausgegangen, dass eine verringerte Durchblutung und die Bildung von Kotsteinen in den Divertikeln Entzündungen begünstigen.

Vorgehen

Weniger als 10 Prozent der unter 40-Jährigen, aber 50 bis 60 Prozent der über 70-Jährigen haben in den westlichen Ländern eine Divertikulose. Diese Altersverteilung hängt unter anderem mit der zunehmenden Schwäche des Bindegewebes im Alter zusammen, die das „Ausleiern“ der Darmwand begünstigt. Etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen mit Divertikulose bekommen Beschwerden im Sinne einer entzündlichen Divertikelkrankheit (Divertikulitis). Eine Ultraschall-Untersuchung des Bauchs (Abdomen-Sonografie) oder eine Computertomografie (CT) helfen dann, die entzündeten Divertikel zu lokalisieren und das Stadium der Entzündung festzustellen. Eine Röntgen-Untersuchung kann ebenfalls sinnvoll sein, da sich auf diese Weise relativ rasch ermitteln lässt, ob es bereits zu einem Darmdurchbruch gekommen ist. Bei einem offenen Durchbruch findet sich nämlich Luft außerhalb der Darmschlingen im Bauchraum, was auf den Bildern gut zu erkennen ist. Ist ein solcher Darmdurchbruch eingetreten, muss unverzüglich operiert werden. Aber im Allgemeinen lässt sich eine Divertikulitis meist gut behandeln. Bei einer unkomplizierten Erkrankung kann auch auf Antibiotika verzichtet werden. Eine Operation ist nur dann nötig, wenn Komplikationen durch schwere Entzündungen drohen. Wenn sich die Beschwerden bessern, ist eine leichte, schlackenarme Kost möglich. Ausreichend Flüssigkeit ist sehr wichtig und nach zwei bis vier Tagen darf der Betroffene meist wieder normal (faserreich) essen. Übrigens: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) sollten bei einer Divertikulitis nicht eingenommen werden, weil sie Komplikationen wie eine Darmperforation begünstigen können.