Autorin Anne Klein

Ständig krank, was nun?

Kaum ist die kalte Jahreszeit wieder da, ist man gefühlt ständig erkältet und das Immunsystem durch alle möglichen Erreger überlastet. Nach wie vielen Tagen sollte es mir bei einer normalen Erkältung mit verstopfter Nase besser gehen? „In der Regel nach fünf bis sieben Tagen“, sagt Dr. Matthias Tisch, Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Das ist allerdings ein Durchschnittswert, was bedeutet: Einige sind nach zwei Tagen wieder fit, andere erst nach zwei Wochen. Das ist auch davon abhängig, wie gut das Immunsystem ist und welcher Erreger sich eingenistet hat. Unterschiedliche Beschwerden dauern je nach Infektanfälligkeit unterschiedlich lange. Am hartnäckigsten halten sie sich, wenn sie die unteren Atemwege befallen, also noch Husten dazukommt. Wer zwischen 20 und 50 ist und ein fittes Immunsystem hat, wird nach relativ geringer Zeit wieder gesund sein. Bei jüngeren Menschen ist dagegen die körpereigene Abwehr noch nicht voll ausgereift, und in der zweiten Lebenshälfte funktioniert das Immunsystem zum Teil schon nicht mehr so gut, viele Menschen leiden an einer Immunschwäche. Das Risiko, dass es zu Erkrankungen kommt und Erkältungen oder auch eine richtige Grippe sich in die Länge ziehen, steigt mit dem Alter.

Lebensstil

Auch unabhängig vom Alter können Stress, ein Schlafdefizit, Bewegungsmangel oder ungesunde Ernährung Immundefekte auslösen und dafür sorgen, dass wir ständig erkältet sind. In die Länge zieht sich eine Erkältung vor allem dann, wenn die Atemwege zusätzlich zu den Viren auch noch von Bakterien befallen werden und diese Krankheitserreger eine Entzündung auslösen – dann entsteht eine so genannte Superinfektion, mit der das Immunsystem lange zu kämpfen hat.
Eine erhöhte Infektanfälligkeit kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen können angeborene oder erworbene Immundefekte vorliegen, die das Immunsystem vorübergehend oder irreversibel schwächen. Zum anderen ist es jedoch häufig unser Lebensstil, der unser Immunsystem schwächt. Dabei spielen etwa Faktoren wie die Ernährung und Nährstoffversorgung, Stress oder körperliche Überlastung und mangelnde Regeneration eine Rolle. Eine besondere Rolle bei wiederkehrenden Erkältungen spielt das Lymphsystem des Körpers: Durch die Lymphe wird tagtäglich Lymphflüssigkeit abtransportiert. Ist dieser Lymphfluss gestört – beispielsweise durch geschwollene Lymphknoten – kann die Flüssigkeit nicht richtig abtransportiert werden und staut sich unter anderem in der Nase und den Nebenhöhlen. Auch Fremdstoffe verbleiben im Gewebe – und machen es Bakterien und Viren leicht, sich auszubreiten. Die Folge: Wir sind ständig erkältet.

Was man selbst tun kann

In der heutigen Zeit reagiert unser Körper auf die gleiche Art auf Stresszustände im Alltag wie Termindruck, Ängste oder psychischen Belastungen. Jede „Gefahr“ sorgt für eine vermehrte Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Blutdruck und Herzschlag schnellen in die Höhe. Muskelzellen werden vermehrt mit Energie versorgt. Erfolgt nach einer Stressreaktion allerdings keine Entspannungsphase, bleibt der Spiegel des Stresshormons Cortisol dauerhaft erhöht. Aus akuten Anspannungen und psychischen Belastungen werden chronische Zustände, die sich auch negativ auf das Immunsystem auswirken. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Vitamin C sowie ausreichend Ruhe und Schlaf unterstützen das Immunsystem dabei, mit der Infektion fertig zu werden. Rauchen dagegen schädigt die Schleimhäute und kann die Heilung in die Länge ziehen. Einen Einfluss auf unsere körpereigene Abwehr haben zudem Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente, die wir über die Nahrung aufnehmen. Zu den immunspezifischen Mikronährstoffen gehören Vitamin C, Vitamin D, Zink, Selen, Kupfer, Eisen, Folsäure, Vitamin A, Vitamin B2 und Vitamin B12. Sie alle tragen zur normalen Funktion des komplexen Immunsystems bei, weshalb unser Organismus auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen angewiesen ist.

Dosieren Sie körperliche Belastungen bei einer Erkältung. Denn diese beanspruchen unsere Abwehr zusätzlich, und die Gefahr steigt, dass die Erreger weitere Organe befallen, im dramatischsten Fall den Herzmuskel. Studien sprechen allerdings dafür, dass man zumindest mit einer laufenden Nase durchaus weiterhin trainieren kann, wenn man sich ansonsten gut fühlt und sich dabei nicht verausgabt. Die Dauer der Beschwerden veränderte sich bei Joggern mit Schnupfen im Vergleich zu Menschen, die eine Woche lang pausierten, nämlich nicht. Sobald auch der Bereich vom Nacken abwärts betroffen ist (geschwollene Lymphknoten, Gliederschmerzen, Fieber, Husten), wird dagegen dazu geraten, auf Sport zu verzichten und das Immunsystem seine Arbeit gegen die Krankheitserreger machen zu lassen. Bei einer echten Grippe sollte man sich mindestens noch eine Woche nach Genesung schonen.