Super-Fötation

Stellen Sie sich einmal vor: Sie sind schwanger und während dieser Schwangerschaft werden Sie noch einmal schwanger. Dieses sehr seltene Phänomen heißt in der Medizin Super-Fötation. Dabei kommt es trotz einer bereits bestehenden Schwangerschaft zu einem Eisprung und somit ist eine zweite Befruchtung möglich. Und passiert genau das, kommen Babys in einem Bauch zusammen, die nicht am selben Tag gezeugt wurden. Die Eine TikTokerin schilderte die Einzelheiten auf ihrem Kanal. Auf Erfahrungen anderer Frauen kann sie dabei kaum zurückgreifen, bisher sind nur wenige Mehrfach-Schwangerschaften bekannt. In den Medien wurde 2017 zuletzt darüber berichtet. Damals war die Leihmutter Jessica Allen während einer Leihmutterschaft mit einem leiblichen Kind schwanger geworden.

Ganz, ganz selten

Normalerweise kommt diese sogenannte Super-Fötation nur im Tierreich vor – bei Hasen, Kaninchen und Katzen. Beim Menschen hingegen nur in äußerst seltenen Fällen. Bisher sind weltweit weniger als zehn Fälle einer Super-Fötation bekannt. Zum Beispiel der einer Amerikanerin, die 2009 mit einem Abstand von zwei Wochen erst mit einer Tochter, dann mit einem Sohn schwanger wurde – und eine Frau in Australien, die 2015 innerhalb von zehn Tagen ein zweites Mal schwanger wurde.

Im aktuellen Fall, von dem die „Daily Mail“ berichtete, wurde das dritte Kind erst zehn Tage nach den Zwillingen gezeugt – die Frau wurde also kurz, nachdem es zur ersten Schwangerschaft kam, ein zweites Mal schwanger.

Ist es überhaupt möglich, schwanger zu werden, wenn man bereits schwanger ist? Der Chefarzt der Frauenklink im St. Franziskus Hospital in Münster Dr. Nikolaos Trifyllis erklärte, dass so etwas, wenn überhaupt, wegen der hormonellen Umstellung durch die Schwangerschaft nur im selben Zyklus passieren kann, in dem auch die erste Schwangerschaft entstanden ist: Nämlich dadurch, dass zwei verschiedene Eizellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten heranreifen, befruchtet werden und sich in der Gebärmutter einnisten. Also erst dann, wenn es durch die erste befruchtete Eizelle bereits zu einer Schwangerschaft gekommen ist.

Unterschied zu Zwillingsschwangerschaften

Teilt sich eine befruchtete Eizelle und wächst zu zwei Föten heran, spricht man von eineiigen Zwillingen. Werden zwei Eizellen von zwei Spermien befruchtet, wachsen zweieiige Zwillinge heran. Dabei erreicht eine zweite Samenzelle innerhalb der Frist von 24 Stunden die reife Eizelle. Von „Super-Fötation“ spricht man, wenn die zweite Befruchtung durch einen zweiten Geschlechtsakt erfolgte. Hier kann es also theoretisch passieren, dass zweieiige Zwillinge von zwei verschiedenen Vätern gezeugt werden, wenn die Frau innerhalb von 24 Stunden Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Partnern hat.

Eine Super-Fötation unterscheidet sich auch von einer zweieiigen Zwillingsschwangerschaft. Bei dieser werden zwar auch zwei Eizellen befruchtet, aber eben zeitgleich und nicht erst, wenn eine befruchtete Eizelle bereits zu einer Schwangerschaft geführt hat. Denn normalerweise ist dies wegen der Hormonlage während einer bereits bestehenden Schwangerschaft gar nicht möglich. Denn die Hormone sorgen in der Regel dafür, dass es während einer Schwangerschaft zu keinem Eisprung mehr kommt. Aber es gibt auch noch eine andere Erklärung: „Gerade bei Drillingsschwangerschaften kann es durchaus auch mal vorkommen, dass beim ersten Ultraschall eine dritte Fruchtblase übersehen wird – auch wenn die Ultraschalldiagnostik heute sehr gut ist“, so der Gynäkologe aus Münster.

Dass Spermien mehrere Tage zeugungsfähig bleiben, ist zwar kein Einzelfall, doch die Kombination aus der zweiten reifen Eizelle nach zehn Tagen und dem Spermium des ersten Aktes ist durchaus ein medizinisches Wunder.

Geburtstermin

Da sich bei einer Super-Fötation die Schwangerschaftsdauer der Babys um ein paar Tage oder Wochen unterscheidet, je nach dem Zeitpunkt der Befruchtung, verändert sich auch der errechnete Geburtstermin. In der Praxis hat das aber keine Konsequenzen. „Gerade bei Drillingen nimmt man in der Regel einen Kaiserschnitt vor, der Zeitpunkt richtet sich nach dem Schwangerschaftsverlauf und dem Zustand der Babys“, erklärt der Gynäkologe.

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