Autorin Anne Klein
Valentinstag 2022
Ist der Valentinstag eine Erfindung von Floristen und Juwelieren? Selbst wenn der Valentinstag eine Idee der Blumen-Industrie wäre, dieser Tag geht doch viel zu sehr ans Herz, um auf ihn zu verzichten, zumindest für die Romantiker unter uns. Und deshalb lassen wir uns jedes Jahr am 14. Februar wieder gern von unseren Liebsten beteuern, wie gern sie uns haben und revanchieren uns mit Liebesbekenntnissen. Wer nach Herkunft und Brauchtum zum Valentinstag sucht, wird wie so oft in der Kirchengeschichte fündig. Am 14. Februar gedenken die Christen des Heiligen Valentin, der einmal als römischer Priester, ein anderes Mal als Bischof von Terni oder als beides gleichzeitig bezeichnet wird. Der Überlieferung zufolge war Valentin, geboren vermutlich um 175 nach Christus, schon als junger Bischof durch Wundertaten aufgefallen. Deshalb wurde er nach Rom gerufen, um Cheremon, den verkrüppelten Sohn des Rhetors Craton zu heilen. Er folgte dem Ruf, brachte nun in Rom vielen Menschen den christlichen Glauben nahe – und wurde deshalb unter Kaiser Aurelian verhaftet, gefoltert, und schließlich am 14. Februar 269 enthauptet.
Der Legende zufolge soll sich St. Valentin von Terni während seiner Wirkenszeit auch über das Verbot des Kaisers hinweggesetzt haben, dass Soldaten nicht heiraten dürfen. Er traute sie dennoch und verschenkte Blumen – was sich heute im Brauchtum am Valentinstag wiederfindet. Gesichert sind all diese Geschichten über Sankt Valentin natürlich nicht. So schließt zum Beispiel das Ökumenische Heiligenlexikon nicht aus, dass es tatsächlich zwei verschiedene Märtyrer namens Valentin gab, deren Lebens- und Leidenswege in der Überlieferung miteinander verschmolzen. Auch wenn sich der Ursprung des Valentinstags also nicht mehr ganz gesichert nachvollziehen lässt, wird er in mehreren Ländern gefeiert. Auch in den USA oder England werden zum Beispiel Karten an die Frau der Träume verschickt.
Frisch verliebt
„Der Valentinstag ist ja leider oft völlig überromantisiert“, sagt Erig Hegmann, Paar-Berater aus Hamburg. „Viele haben da das Gefühl, dass sie zu einem Liebesbeweis gezwungen werden. Und Zwang, Stress und Druck passen nicht zur Liebe.“ Wer schon etwas länger zusammen ist, könne mit dieser kniffligen Situation besser umgehen, sagt Hegmann: „Da guckt man sich in die Augen und redet einfach darüber.“ Für frisch Verliebte ist das oft schwieriger, vor allem dann, wenn einer von beiden den Valentinstag grundsätzlich blöd findet und das auch deutlich sagt. Diese radikale Abwehrhaltung hält Hegmann für keine gute Idee, gerade am Anfang einer Beziehung. Stattdessen plädiert er dafür, den Tag locker zu nehmen. „Das ist ein Anlass, gemeinsame Rituale zu etablieren“, sagt er. „Und Rituale sind für jede Beziehung gut.“
Kleine oder große Geschenke
Es muss nicht immer der klassische Blumenstrauß sein. Der kommt ohnehin selten gut an, genau wie die Schokolade von der Tankstelle. Ein teures Candlelight-Dinner ist ebenfalls kein Muss. Das Ritual muss zum Paar passen, nicht umgekehrt. Man kann auch zu Hause bleiben, Pizza bestellen und fernsehen oder den Abend einfach im Bett verbringen. Haben beide Partner dagegen gar keine Lust auf den Valentinstag, können sie ihn natürlich ganz ignorieren. Wichtig sei dann nur, sich auch an diese Absprache zu halten, so Hegmann. Erst „Wir schenken uns nichts“ zu sagen und dann doch „nur eine Kleinigkeit“ zu schenken, habe selten den gewünschten Effekt: Dann fühlt sich eine Person übervorteilt, das ist nie gut. Viele bedauern, dass der Valentinstag zum kommerziellen Ereignis „verkommen“ ist, das vor allem durch die Floristen an Bekanntheit und Beliebtheit gewann. Dabei sind Kommerz und traditionelle Bräuche zu einem neuartigen Feiertag vereinigt, ähnlich wie es mit dem irischen Feiertag Halloween in den USA geschah. Am Valentinstag machen sich Verliebte kleine Geschenke. In der Regel handelt es sich dabei um Rosen oder andere Blumen, Pralinen und Parfum. Aber es geht ja auch um die gemeinsame Zeit und die Aufmerksamkeit, die man seinem Partner schenken möchte, vielleicht lässt sich das durch einen Verwöhnaufenthalt in einem Wellness-Hotel oder durch einen Konzertbesuch erreichen?
Rote Herzen
Obwohl der Valentinstag kein kirchlicher Feiertag ist, bieten viele Kirchen spezielle Gottesdienste an. In diesen werden Liebende gesegnet bevor anschließend gemeinsam gefeiert wird. Die typische Dekoration am Valentinstag besteht aus roten Herzen in verschiedenen Formen. Manche davon tragen Schriftzüge, wie zum Beispiel „Ich liebe Dich“. Es müssen jedoch nicht immer Geschenke sein: Was vor allem zählt, ist die gemeinsam verbrachte Zeit. Somit ist die persönliche Aufmerksamkeit für den Partner häufig wichtiger als materielle Aufmerksamkeiten.