Autorin Anne Klein

Was ist das PCO-Syndrom?

Das polyzystische Ovarsyndrom, kurz: PCO-Syndrom, verursacht viele verschiedene Symptome, die bei jeder Patientin unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Haare auf dem Kopf fallen aus, dafür wachsen sie an unliebsamen Stellen, der Körper wird männlicher, Akne kommt hinzu, der Kinderwunsch bleibt unerfüllt: Das PCO-Syndrom ist eine der häufigsten Ursachen von Unfruchtbarkeit. Und nicht nur deshalb ist es für Betroffene eine psychische Belastung. Man geht von einer Million betroffenen Frauen in Deutschland aus, zwischen fünf und zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an dieser Hormonerkrankung. Die namensgebenden „Zysten“ in den Eierstöcken (Ovarien) sind eigentlich gar keine. Bei den kleinen Bläschen, die im Ultraschall zu sehen sind, handelt es sich um unreife Eizellen. Und nur 70 Prozent der betroffenen Frauen haben überhaupt dieses Symptom. Beim PCO-Syndrom handelt es sich um eine Störung im hormonellen Regelkreis von Frauen. Männliche Hormone werden überproduziert, weshalb das PCO-Syndrom für viele Betroffene mit männlicher Körperbehaarung und einer männlichen Statur einhergeht.

Ursachen unklar

Wie die Krankheit entsteht, ist nicht geklärt. Sicher ist, dass die Gene mitentscheiden: Frauen, die betroffen sind, haben oft Mütter mit PCO-Syndrom oder Väter, die hormonell bedingt früh eine Glatze bekommen haben. Außerdem ist der Zusammenhang des Syndroms mit dem Körpergewicht auffällig: Drei von vier Betroffenen sind übergewichtig. Die meisten Frauen, auch die normalgewichtigen, leiden zudem an einer Insulinresistenz: Ihre Zellen reagieren nicht mehr auf das hormonelle Signal des Insulins, den Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Der Körper produziert daraufhin immer mehr Insulin. Deswegen haben Frauen mit PCO-Syndrom ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Die Insulinresistenz begünstigt wiederum Übergewicht, weil das Hormon den Körper veranlasst, immer mehr Energie zu speichern, zudem fördert es die Produktion männlicher Hormone — ein Teufelskreis.

Vielfältige Folgen

Das PCO-Syndrom führt vor allem zu einer Überproduktion der Androgene, also der männlichen Geschlechtshormone. Zwar bildet der Körper jeder Frau in geringen Mengen auch männliche Hormone, ein Überschuss bringt allerdings mitunter den gesamten Hormonhaushalt durcheinander. Eine für Frauen mit Kinderwunsch gravierende Folge des gestörten Hormonhaushalts ist die eingeschränkte Fruchtbarkeit, die möglicherweise bis hin zur Unfruchtbarkeit geht. In den Eierstöcken einer gesunden Frau entwickeln sich im gebärfähigen Alter in jedem Zyklus mehrere Eibläschen, die sogenannten Follikel. In diesen flüssigkeitsgefüllten Bläschen reift jeweils eine Eizelle heran. Beim Eisprung platzt einer der Follikel auf und setzt die Eizelle frei. Beim PCO-Syndrom ist dieser Prozess gestört: Die Follikel reifen nicht ausreichend heran, und der Eisprung bleibt aus. Stattdessen sammeln sich die Follikel in den Eierstöcken an. Zudem entstehen unter Umständen mehr Eibläschen als üblich. Darüber hinaus trägt der unregelmäßige Zyklus dazu bei, die Fruchtbarkeit herabzusetzen. Normalerweise ist es heute möglich, trotz des PCO-Syndroms schwanger zu werden. Allerdings ist eine Schwangerschaft risikoreicher. Es treten vermehrt Fehlgeburten, Schwangerschaftsdiabetes und Mehrlingsschwangerschaften auf. Daher müssen sich schwangere Frauen mit PCO-Syndrom regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, damit Komplikationen schnell erkannt werden.

Was lässt sich tun?

Neben der Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke sind umfangreiche Blutuntersuchungen notwendig: auf männliche Hormone, weibliche (Zyklus-)Hormone und das Anti-Müller-Hormon, das bei Betroffenen häufig erhöht ist. Weil mit dem PCO-Syndrom tiefgreifendere Stoffwechselveränderungen verbunden sind, werden auch die Blutfettwerte bestimmt und gegebenenfalls ein Glukose-Toleranz-Test (oGTT) gemacht. Zudem ist eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone angeraten, da etwa jede dritte Betroffene auch an einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse leidet, der sogenannten Hashimoto-Thyreoditis. Bei Übergewicht bewirkt die Gewichtsabnahme allein oft eine deutliche Besserung. Allerdings ist Abnehmen für Betroffene durch die gestörte Hormonkonstellation häufig schwer. Eine Veränderung des Lebensstils und der Ernährung hilft, den gestörten Hormonhaushalt wieder zu regulieren. Denn wenn die Muskeln aktiv sind und insbesondere das hormonproduzierende Bauchfett, reagieren die Zellen besser auf Insulin, der Blutzuckerspiegel sinkt und damit auch die Produktion männlicher Hormone. Daher sollten vor allem Weißmehlprodukte und Süßigkeiten möglichst gemieden werden. Stattdessen gehören mehr Gemüse, Vollkorn und sättigendes Eiweiß auf den Speiseplan, kombiniert mit omega-3-haltigen Ölen wie Walnuss- oder Leinöl.