Autorin: Anne Klein

Was tun bei Gelenkbeschwerden?

Es beginnt meist langsam: Ein feiner Schmerz signalisiert eine Veränderung. Immer dann, wenn man aus der Ruhe heraus das Knie bewegen will, zieht es. Orthopäden sprechen von Anlaufschmerz. Die Schmerzen können mit Reibegeräuschen oder -gefühlen verbunden sein. Die Gonarthrose (fortschreitender Verschleiß des Kniegelenks) ist eine häufige Erkrankung des Erwachsenenalters. Rund 75 Prozent aller Menschen über 50 Jahre und etwa 90 Prozent der über 70-Jährigen haben entsprechende Gelenkveränderungen. Nicht in jedem Fall muss der Gelenkverschleiß behandelt werden: Nur bei 20 Prozent beeinträchtigt er die Lebensqualität. Man kann eine Menge dafür tun, dass die Gelenke geschmiert bleiben: Sport und Bewegung fördern das Wohlbefinden und sind die beste Vorbeugung. Was aber, wenn Schmerzen den Spaß an der Bewegung verderben? Die Beweglichkeit der Betroffenen ist durch Abbau oder Schädigungen der eigentlich gelenkschützenden Puffersubstanz Knorpel stark eingeschränkt. Ohne diesen Schutz reiben Knochen aneinander und werden selbst geschädigt. Dabei ist der Gelenkknorpel im Grunde so angelegt, dass er trotz seiner Empfindlichkeit ein Leben lang gut funktioniert. Aufgrund von Fehlbelastungen oder Überbeanspruchung sowie nicht zuletzt durch mangelnde Bewegung kann es allerdings zu Schädigungen des Knorpels kommen.

Wie Gelenke funktionieren

Gelenke sind bewegliche Verbindungen zwischen zwei Knochen. Jedes Gelenk besteht aus den Gelenkflächen der beteiligten Knochen, einem Gelenkspalt und einer Gelenkkapsel. Damit die mit Gelenkknorpel überzogenen Knochen besser aufeinander gleiten können und ein reibungsloser Bewegungsablauf möglich ist, ist der Gelenkspalt mit Gelenkflüssigkeit (Gelenkschmiere) gefüllt. Der Gelenkflüssigkeit kommt neben der Funktion als elastischer Stoßdämpfer zum Schutz der Gelenke eine weitere, wichtige Aufgabe zu: Sie ernährt den Knorpel und die Knorpelzellen mit wichtigen Nährstoffen für das Knorpelgewebe. Da Knorpel vom Körper nicht mehr erneuert werden kann, ist es wichtig, dem Fortschreiten der Arthrose ernährungsphysiologisch in Kombination mit Bewegung und Achtsamkeit entgegenzuwirken.
Wenn erste dauerhafte Schmerzen auftreten und bevor die einfachsten Bewegungen zum Problem werden, sollte unbedingt ein Arzt um Rat gefragt werden. Bei Verdacht auf Arthrose erfolgt häufig eine Röntgenaufnahme. In Einzelfällen können darüber hinaus noch weitere Untersuchungen sinnvoll sein: Analyse des Bluts, Gelenkpunktion, Arthroskopie, Ultraschall, Kernspintomographie, Computertomographie.

Arthrose behandeln

Leichtere Arthroseformen werden konservativ behandelt. Die entzündlichen Reizzustände des Kniegelenkes werden mit entzündungshemmenden Medikamenten therapiert. Ein Kniegelenkerguss wird eventuell punktiert, in das Gelenk können entzündungshemmende Medikamente injiziert werden. Neben der medikamentösen Behandlung sind physikalische Therapien möglich. Die Therapie zielt vor allem auf eine Reduzierung der Gelenkbelastungen und der Schmerzen sowie auf eine Erhaltung bzw. Wiedergewinnung der Beweglichkeit durch spezielle Gymnastik und Gelenk schonende Sportarten. Eine Behandlung, die die Ursache der Arthrose beseitigt und eine Heilung herbeiführt, gibt es zurzeit nicht. Bei der Behandlung von Arthrose ist es entscheidend, dass die Gelenke, zum Beispiel durch Gewichtsabnahme, entlastet werden. Weitere Möglichkeiten der Entlastung sind orthopädische Hilfen wie Handstock, Pufferabsätze oder Innenranderhöhungen der Schuhe. Wer die Gelenke ohne Belastung, beispielsweise beim Sport – Radfahren, Nordic Walking – bewegt, verbessert die Nährstoffversorgung des Gelenkknorpels, und die Arthrose kann somit verlangsamt werden.

Gelenkschmiere

Frühzeitig eingesetzt haben sich Injektionen von Hyaluronsäure bewährt, die direkt in das Gelenk vorgenommen werden. Hyaluronsäure ist Bestandteil der natürlichen „Gelenkschmiere“ (Synovia) und wirkt wie diese puffernd, schmierend und knorpelnährend. In vielen Fällen kann so der Teufelskreis aus Schmerzen, mangelnder Bewegung, zunehmender Versteifung des Gelenks und schlimmeren Schmerzen durchbrochen werden. Kommt es zu einer Schädigung tiefer reichender Knorpelstrukturen, spricht man von einem so genannten „Frottee-Knorpel“ oder von Knorpelschäden vom Kratertyp. Charakteristisch für diesen Knorpelschaden ist, dass er tief in den Knorpel hineinreicht. Die Behandlung besteht darin, bei einer Arthroskopie die abgelösten Knorpelanteile zu entfernen. Bei schweren Gelenkschädigungen, bei denen es zu einer völligen Zerstörung der Knorpelschicht mit freiliegendem Knochen kommt, kann der Operateur die Krater mit einem Ersatzgewebe aus Faserknorpel auffüllen. Mit dieser Technik, der „Bioprothese“, kann der Zeitpunkt einer eventuellen Versorgung mit einer Kniegelenkendoprothese um Jahre hinausgeschoben werden.