Autorin Anne Klein

Zu hohe Cholesterinwerte

Cholesterin hat keinen guten Ruf, dabei ist das Blutfett lebensnotwendig als Zellwandbestandteil, für die Bildung von Sexualhormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Zu viel Cholesterin gilt als ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Und zu hohe Cholesterinwerte werden häufig erst vom Arzt festgestellt oder sogar erst bemerkt, wenn bereits Beschwerden aufgetreten sind. Dabei gibt es Anzeichen und Symptome, auf die man selbst achten kann.
Ab jetzt auf das Frühstücksei verzichten? Diese Frage hört Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen mehrere Male am Tag in der Lipidambulanz der Berliner Charité. Geduldig versucht sie ihre Patienten dort abzuholen, wo sie momentan verzweifeln. Sie haben gerade die Diagnose Fettstoffwechselstörungen erhalten. Die Sache mit dem leidigen Cholesterin. Schließlich enthält bereits ein einziges Eigelb in etwa die empfohlene Tagesdosis von etwa 300 mg Cholesterin. Die Frage nach dem richtigen Umgang mit den Cholesterinwerten treibt Mediziner schon seit vielen Jahren um.

Gesamtcholesterin

Nicht nur der Gesamtcholesterinwert ist wichtig, sondern man sollte sich die einzelnen Werte genau ansehen. Ist der LDL-Wert (Low Density Lipoprotein) erhöht, liegt möglicherweise eine behandlungsbedürftige Erkrankung vor. Ist dagegen der HDL-Wert (High Density Lipoprotein) überdurchschnittlich hoch, so besteht eher Grund zur Freude, denn die hohen Werte gehen mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Wenn das LDL-Cholesterin erhöht ist – dieser Bestandteil des Gesamtcholesterins ist für den Transport von Cholesterinverbindungen von der Leber zu den Organen zuständig, kann es zu einer Ansammlung von Cholesterin im Blutkreislauf kommen. Die Folge ist eine Arteriosklerose, also Schäden an den Blutgefäßen und damit verbundene Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder pAVK („Schaufensterkrankheit“). „Welcher LDL-Wert als kritisch anzusehen ist, hängt auch davon ab, welche zusätzlichen Risikofaktoren ein Patient aufweist.“ Bei einer Zuckerkrankheit vor oder Bluthochdruck steigt das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen schnell an. Neben dem LDL-Cholesterin gibt es aber auch noch das sogenannte HDL-Cholesterin. Dessen Aufgabe besteht darin, überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber zu transportieren. Dort wird es dann aus dem Blutkreislauf entfernt. Das HDL-Cholesterin ist daher aus medizinischer Sicht in den meisten Fällen positiv zu bewerten, denn es sorgt dafür, dass sich kein überschüssiges Cholesterin im Blutkreislauf ablagern kann.

Im Gesicht erkennen

Ein äußerliches Merkmal kann auf erhöhte LDL-Cholesterinwerte hinweisen – Hautveränderungen. Dabei handelt es sich um sogenannte Xanthome, die durch Fettablagerungen entstehen. Meist sind sie erhaben und ähneln optisch Pickeln. Die Hautveränderungen treten besonders oft an Armen, Beinen, Gesäß und den Augenlidern auf. Dementsprechend kann man zu hohe Cholesterinwerte oftmals schon im Gesicht erkennen. Sehr hohe, besonders erblich bedingte Cholesterinwerte können also manchmal zu sichtbaren Ablagerungen unter der Haut führen. Typisch sind gelbliche Erhebungen auch an der Achillessehne oder oberhalb der Augenlider. Auch Schwellungen an den Sehnen der Hand können auf Cholesterinablagerungen hinweisen. Im Auge können sie durch einen hellen Ring am Rand der Iris sichtbar werden. „Ein hoher Cholesterinspiegel kann die Blutversorgung im ganzen Körper verlangsamen oder sogar blockieren, und wenn sich die Durchblutung verschlechtert, kann der Körper Haut und Gewebe nicht mit ausreichend Blut, Nährstoffen und Sauerstoff versorgen“, erklärt die British Heart Foundation. Aus diesem Grund treten die Symptome meistens an den Extremitäten auf, vor allem an den Füßen, weil diese am weitesten vom Herz entfernt sind. Brüchige und langsam wachsende Zehennägel können ebenfalls auf einen hohen Cholesterinspiegel hinweisen, wie der britische National Health Service ergänzt. Ferner kann es zu Taubheit und Muskelschwäche, sowie zu Haarausfall an Beinen und Füßen kommen. Ebenso kann sich auch die Farbe der Beine verändern, die Haut kann blass oder sogar blau werden, zu glänzen oder zu schuppen beginnen. Ähnliche Symptome wie Kribbeln und Schmerzen können auch in den Händen auftreten. Männer können zusätzlich ein weiteres Problem haben: erektile Dysfunktion. Weitere körperliche Symptome entstehen in der Regel erst, wenn die Cholesterinwerte über einen langen Zeitraum erhöht sind. Diese körperlichen Anzeichen sollte man nicht ignorieren: Atemnot, Bewusstseinsstörungen, Engegefühl in der Brust, Schwindel, Sehstörungen, schmerzende Beine. Wenn Sie ein oder mehrere der genannten Symptome bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und feststellen lassen, ob Ihr Cholesterinspiegel erhöht ist.